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[...] Du hast ja über monty roberts geschrieben, dass das join-up nur unterwerfung ist und das pferd resigniert irgendwann, weil es nicht wegkommt. Das macht sinn, so wie du es erklärst, was ich dadran dann nicht verstehe, wie erklärt es sich denn, dass die pferde dann anschließend frei hinter ihm hergehen? ist das auch eine form von resignieren, weil es die einzige möglichkeit ist ruhe vor ihm zu haben? ich finde das ganze ein bisschen zugespitzt formuliert, also wie soll ich sagen, ich hab auch mal ein buch von monty roberts gelesen, darum fand ich deinen text zu dominanz und dem herdenverhalten auch so interessant. Ich denke bloß, dass doch das absenken des kopfes, dieses kauen, ohr nachinnen drehen und dieses hinterherlaufen irgendwie nicht ganz zusammenpasst mit der art wie du die reaktion des pferdes bei roberts beschreibst, zumindest ist es mir so nicht ersichtlich, die pferde sehen finde ich anschließend weder unzufrieden aus bei ihm, noch gebrochen, ist mir zumindest noch nicht aufgefallen, wär toll wenn du das nochmal genauer beschreibst, das interessiert mich doch. |
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Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll mit dem „genauer beschreiben“ – nun ich erzähle einfach mal von meinen Erfahrungen:
Die Bücher von M. Roberts vermitteln anfangs zwar den Anschein, er meint es gut mit den Pferden, doch bei genauerer Betrachtung und einem Lesen auch „zwischen den Zeilen“ wird (mir) deutlich, dass er das Pferd als Untergebenen und –wie soll ich sagen- „Dümmeren“ ansieht. Es geht in seiner Darstellung nicht um die Achtung der Kreatur -auch wenn das geheuchelt wird-, sondern vielmehr um das problemlose, einfache Handhaben eines Lebewesens.
Ich habe M. Roberts erlebt, es war grausig zu sehen, wie er die Pferde brach – er schnallte ihnen gegen ihren Willen einen Sattel auf, jagte sie im Kreis – nachdem das Pferd aufgab und jede Gegenwehr einstellte, wurde auf den Sattel eine Plastikpuppe (!!!?!!!) geschnallt und wieder wurde das Pferd gejagt bis es aufgab – das nennt M. Roberts dann Einreiten in 30 Minuten. Total verängstigte Pferde wurden getrieben bis sie nass vor Schweiß waren und mit verdrehten Augen komplett verstört umherliefen, das wurde dann „schnelle Problempferdkorrektur“ genannt. Andere Pferde ließen sich bereits nach wenigen Runden des Treibens auf das „Raubtier“ in der Mitte des Zirkels ein, jedoch immer mit gesenktem Kopf in Unterlegenheitshaltung.
Am Ende kommen die Pferde in die Mitte zu M. Roberts – Warum? Eine „natürliche Reaktion“ der verstörten Pferdepsyche aufgrund des beengten Raumes ohne Ecke – Resignation (Die Buchtipps zu Pferdepsyche und Wildpferdeverhalten hast Du ja bereits in meinem Bericht gesehen – möchte ich Dir hiermit noch mal sehr ans Herz legen). Mit etwas gesundem Menschenverstand sollte man darauf kommen, dass bei solchen scheinbar „magischen“ Reaktionen eines Lebewesens ein Psychotrick dahinter steckt.
Wenn ich sehe, wie die gebrochenen Seelen mit hängendem Kopf und hängenden Ohren willenlos M. Roberts nachdackeln, hat das für mich nichts zu tun mit pferdegerechtem Umgang. Das Kauen mit gesenktem Kopf nach dem Join-Up ist übrigens ein Unterlegenheitskauen – im normalen Herdenverhalten hauptsächlich bei Fohlen zu beobachten, es bedeutet „bitte tu mir nichts, siehst Du ich bin ganz klein und hilflos“ im Gegensatz zu einem leckenden Kauen, das Pferde manchmal zeigen, wenn sie sich besonders konzentrieren. Ich habe noch kein Pferd gesehen, das nach einem Join-Up zufrieden aussah - und ich weiß wie ein zufriedenes, glückliches Pferd mit wachen Sinnen aussieht. Auch die überhebliche und respektlose Art wie sich M. Roberts den Pferden nähert und sie anfasst und mit ihnen „hantiert“ halte ich für unter aller Würde. Er gesteht dem Pferd keinen eigenen Bereich und keinen selbstständigen Willen zu.
Ich persönlich möchte Pferde, die ihre Würde und ihren Charme behalten (=> ist es nicht auch genau das, was uns Menschen so sehr an Pferden fasziniert!) und sich freiwillig –auf Grund meines Ich-Seins- mir anschließen ohne Unterwerfung. Meine Pferde sind Gewinner und ich mit ihnen! Alles was ich tue, soll das Pferd in seiner Art und seinem Selbstbewusstsein stärken – so wachsen wir miteinander: Mensch und Pferd gemeinsam! Dazu ist eben Arbeit an sich selbst und Fähigkeit zur Selbstkritik nötig, was heutzutage leider vielen Menschen fehlt… vor allem, wenn’s schnell gehen soll.
Es kommt noch dazu, dass die meisten Pferde nach der M. Roberts-Schnellkur vor allem außerhalb des Roundpens oder der Gasse verstörter und schwieriger sind als vorher – ich muss mal gucken, vielleicht kann ich Dir dazu ein paar Internetadressen von ehemaligen M. Roberts-Anhängern geben, auch in vielen Foren schreiben Menschen, die jetzt ein Panikpferd haben, nach der „Behandlung“ durch den Join-Up und warnen andere Pferdeleute vor dieser Methode.
Eine Sache machte außerdem großen Rummel (Betrifft Andrea Kutsch) unter „Das Rätsel um Emarielle“ – durch Bluttests wurden im Nachhinein Beruhigungsmittel festgestellt und wie sich herausstellte kein Einzelfall – nur so nebenbei. Wie gesagt berichte ich lieber über eigene Erfahrungen und Erkenntnisse – lesen kann man viel, da kommt es halt auf die Interpretation des Ganzen an.
Es gibt viele moderne Pferdeflüsterer – die meisten mit „Schnellkuren“… hier kann ich nur zur Vorsicht und zu kritischem Hinterfragen raten!! Meist geht es doch nur um spektakuläre Auftritte und Geldmacherei. Sowieso denke ich, dass ein Mensch mit Pferdeverstand und Interesse an einer wirklichen Beziehung mit dem Pferd solche (Unterwerfungs-)Techniken nicht nötig hat, sondern daran interessiert ist, mit dem Pferd zu kommunizieren und mit Zeit und Geduld auf das Tier einzugehen. Ein wirklicher Pferdemensch ist bereit zu lernen und nicht durch „Tricks“ ein Lebewesen gefügig zu machen. Natürlich ist das „nur“ meine Meinung! |
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