Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
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ich bin begeistert von deiner hp. so etwas habe ich lange gesucht. bisher war ich begeistert von parelli und nun habe ich doch meine zweifel. aber parelli war bisher die alternative für mich, da ich immer nur mit der klassischen methode pferde auszubilden in berührung gekommen bin.
nun meine frage.
meine 11 monate alte stute ist eine ganz liebe, kennt aber noch nicht viel von der welt. wir sind immer noch dabei, das führen zu üben. manchmal klappt es sehr gut. aber sobald sie die anderen pferde nicht mehr sieht will sie nicht weiter. mir wurde von den anderen einstellern gesagt ich müsse mich durchsetzen, sie wäre nur stur und testet aus. ich denke eher, daß sie anngst vor dem unbekannten hat. der weg zur koppel klappt schon ganz gut. nun wurde vorgestern eine laube aufgestellt, an der wir vorbei mußten. sie wollte nicht weiter. ich war dann etwas grob und schließlich lief sie mit. nachdem wir die laube passiert hatten, rannte sie fast, so daß ich schwierigkeiten hatte sie zu halten. mein mann hat alles gefilmt und als ich mir den film angesehen hatte war mir klar daß sie nicht bockig war sondern daß diese laube ihr unheimlich gewesen ist.
wie hätte ich mich verhalten sollen? warten bis sie von selbst weiter läuft und nicht einwirken? ich hab gezogen und streng gesprochen und mit der gerte die hinterhand leicht gestreift. war das falsch?

danke im voraus
 
     
  Meine Meinung dazu:  
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Ich freue mich sehr, dass Du auf meiner Homepage einige Denkanstöße gefunden hast. Danke für Deine netten Worte :-).

Toll, dass Du Dir so viele Gedanken um pferdegemäßen Umgang machst. Danke, dass Du Dich vertrauensvoll mit Deiner Frage an mich wendest. Gerne möchte ich versuchen, Dir zu helfen.
Die von Dir beschriebene Situation kann ich aus der Ferne nur schwer beurteilen. Was ich allerdings mit ziemlicher Sicherheit sagen kann: ein Pferd mit 11 Monaten ist noch sehr, sehr jung – in dem Alter müssen sich die Pferde noch so viel ansehen und so viele Erfahrungen sammeln.
Wenn Deine Stute etwas sieht, das ihr Angst macht (z.B. wie Du schreibst die Gartenlaube) muss sie die Möglichkeit haben, dieses „Ding“ zu identifizieren und für harmlos zu befinden.
Wenn Du das Pferd mit „Nachdruck“ an angsteinflößenden Dingen vorbeizwingst, stellt sich wenig bis gar kein Lerneffekt ein (irgendwann entsteht entweder Gewöhnung oder aber Panik) und das Vertrauensverhältnis wird geschädigt.
Stell Dir mal vor, Du stehst vor etwas was Dir Angst macht. Bist aber bereit, Dir dieses mit viel Zeit und gaaaaanz vorsichtig anzusehen … und dann steht jemand hinter Dir und schubst Dich grob schimpfend auf das Ding zu …
wahrscheinlich wird sich Deine Angst vor dem „Ding“ verstärken und das Vertrauen in den, der hinter Dir steht wird gebrochen, Du fühlst Dich unverstanden. Oder!? Den Pferden geht es nicht anders!

Hast Du einmal Fohlen (oder auch zum Teil erwachsene Pferde) auf großen Weiden beobachtet: wenn Du da ein „Ungeheuer“ reinlegst (z.b. Plastikplane, Ball, etc.) hüpfen meistens alle erst einmal ein paar Sprünge weg – dann dreht sich eines nach dem anderen neugierig und entdeckerfreudig um und geht langsam auf das Ungeheuer zu. Manchmal kommt es vor, dass noch ein paar Mal die Flucht ergriffen wird, doch die natürliche Neugierde treibt die Fohlen immer wieder zu dem Ungeheuer. So lange bis dieses schließlich mit Hufen und Zähnen untersucht wird und dann -nach etwas Spielerei- nicht mehr „bemerkt“ wird.

Pferde, die erfahren, dass „neue Dinge“ interessant sein können, gehen immer offener und selbstbewusster auf Neues zu. Meine beiden Pferde kann so leicht kein Ungeheuer aus der Ruhe bringen. Das kommt erstens daher, dass ich meinen Pferden durch Besonnenheit, Gelassenheit, innere Ruhe und Mitgefühl Vertrauen vermittle und zweitens daher, dass sie wissen neue Dinge sind nicht gefährlich, sondern meistens interessant.

Wenn sich ein Pferd bei mir „an der Hand“ vor etwas fürchtet, gebe ich dem Pferd erst einmal „Raum“ – es darf sich das Ungeheuer von Weitem in aller Ruhe ansehen. (Ich führe Pferde immer mind. mit einem 4m Strick, unsichere Pferd mit der Longe um ihnen noch mehr Freiraum zu geben. Aber Achtung, das erfordert etwas Geschick im Umgang mit der langen Leine, damit sich das Pferd nicht wenn es sich schnell bewegt darin verfängt oder drauftritt.)
Dann gehe ich gelassen und ruhig voraus, um dem Pferd zu zeigen, dass das Ding nichts tut. Ich fasse das Ding an, klopfe darauf, mache Geräusche, trete dagegen --- was weiß ich :-) je nach Gegenstand halt. Das kann mitunter etliche Minuten dauern. Wenn sich das Pferd wieder ein Stück entfernen möchte, lasse ich es gewähren. Ich gehe mitunter auch zwischendurch einige Volten oder ähnliches. Ich gebe jedoch nicht auf, das Pferd immer wieder in die Nähe des scheinbaren Ungeheuers zu LOCKEN (nicht zu zwingen! der Strick bleibt immer locker!). Das kann die ersten Tage, je nach Charakter und Erfahrung des Pferdes UND je nach Ausstrahlung des Menschen (was meistens das WICHTIGSTE ist :-)) eine halbe Stunde oder länger dauern.
Und glaub mir, der Aufwand lohnt sich. Und zwar nicht nur für dieses eine Ungeheuer, sondern für das ganze Verhalten des Pferdes im Umgang mit angsteinflößenden Situationen. Dabei kommt es auch nicht darauf an, dass die Situation „perfekt“ gemeistert wurde. Smokey hatte zB. anfangs große Angst in den Reifen zu treten. Ich habe ihn dann dafür, dass er z.B. mit dem Bein auf den Reifen getreten hat ohne hinein zu treten gelobt und gelobt. Jeder kleinste Schritt in die richtige Richtung wird von mir belohnt. Mit dem Ergebnis, dass die Pferde immer motivierter den neuen Herausforderungen begegnen. Denn sie wissen, ich stehe zu ihnen. Ich helfe ihnen, wo sie Angst haben und unsicher sind – ich verstehe ihre Ängste und bin bereit darauf einzugehen. Verständnis und Mitgefühl ist wichtig für das Vertrauen --- genauso wie bei uns Menschen auch :-).


Zum Thema „andere Pferde nicht mehr sieht“ habe ich dieses hier bereits geschrieben:

http://www.meinpferdetraum.de/meinPferdetraum/seite303.php?blatt=45#goal
http://www.meinpferdetraum.de/meinPferdetraum/seite303.php?blatt=7#goal
http://www.meinpferdetraum.de/meinPferdetraum/seite303.php?blatt=15#goal
http://www.meinpferdetraum.de/meinPferdetraum/seite303.php?blatt=21#goal

Ich hoffe, Du kannst etwas damit anfangen. Wenn Deine Stute mit Dir alleine noch unsicher ist, solltest Du die Vertrauensarbeit in einen Bereich verlagern, wo Dein Pferd die Artgenossen sehen kann. Keinesfalls würde ich Panik provozieren. Die Zeiten, die Deine Stute dann -wenn sie Vertrauen zu Dir aufgebaut hat und Du in sie- von anderen Pferden getrennt sein kann, sollten sehr langsam im Minutentakt verlängert werden.

Bei allem was Du tust, ist es am Allerwichtigsten, dass Du selbst ruhig bist. Konzentriere Dich auf ruhigen, tiefen Atem und gelassene Körperhaltung. Nur wenn Du Ruhe und Gelassenheit ausstrahlst, kann sich das Pferd Dir vertrauensvoll anschließen. Darum geht es in erster Linie: dass Du dem Pferd Vertrauen vermittelst und ihm immer zeigst, dass Du es verstehst.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen. Ich würde mich freuen, wenn Du mir über Eure Fortschritte berichten möchtest :-).

Ich wünsche Dir und Deiner Stute weiterhin von Herzen alles Gute :-).

PS. Eines habe ich noch vergessen zu sagen: Pferde sind NIE bockig, sie haben IMMER einen guten Grund für ihr Verhalten. Wir Menschen müssen etwas ändern, damit das Pferd sein Verweigerungsverhalten hin zu positiven Erwartungen ändern kann.
 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
 
 
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