Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
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Seit einiger Zeit habe ich ein Pflegepferd, das aus Spanien kommt und dort nicht die allerbesten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. So kann man z.B. einige Narben sehen, das Pferd muss auch geschlagen worden sein.

Nun habe ich halt auch so einige Prblemchen mit diesem ansonsten so lieben Tier.
Beim Führen läuft die Stute ohne Probleme hinter mir her und ist auch sehr entspannt dabei.
Putzen lässt sie sich nur bedingt, striegeln und bürsten geht soweit, Hufe auskratzen sind ein riesen Probem, sie weicht dann einfach seitlich aus und ich habe keine Chance an ihre Hufe zu kommen. 2x ist es mir bisher nur geglückt, wenigsten die vorderen Hufe auskratzen zu können.
Satteln lässt sich sich gut und auch das Auf- und Abzäumen ist kein Problem. Will ich aber aufsteigen, weicht Lancha auch hier wieder seitlich weg, so dass ich ohne Hilfe gar nicht aufsteigen kann.
Ich dachte zuerst, dass sie vielleicht Schmerzen im Rücken hätte, habe sie abgetastet und massiert, da stand sie wie eine eins :-)
Hast Du vielleicht eine Idee, was ich machen könnte, um ihr und auch mir zu helfen? Ihre Besitzerin meint immer, die Stute würde mich nur verarschen und ich müsste verbal streng mit ihr sein. Ich möchte aber Vertrauen aufbauen und keinen Druck ausüben. Ist das verkehrt?

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  Meine Meinung dazu:  
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Ich freue mich sehr, dass Du Dir so viele Gedanken um das Wohlbefinden Deines Pflegepferdes machst.

Aus der Ferne kann ich die von Dir beschriebene Situation schwer beurteilen. Kann es sein, dass die Stute beim Hufauskratzen bzw. Hufbearbeiten schlechte Erfahrungen gemacht hat? Es gibt Leute, die den Pferden nicht mit Geduld beibringen auf drei Beinen zu stehen, sondern einfach mit Kraft das Pferd festhalten (sicherlich nicht nur in Spanien, sondern leider auch hier in Deutschland). Das führt in der Konsequenz unvermeidlich dazu, dass sich das Pferd vor dem Hufe geben fürchtet --- ihm wird die Möglichkeit zur Flucht genommen und zudem wird es evtl. auch noch aus dem Gleichgewicht gebracht.
Hast Du einmal die Methode des TTouch und TTeam nach LTJ probiert!? Das kann ich in solchen Fällen sehr empfehlen. Durch TTouch und TTeam bekommt das Pferd mehr Körpergefühl, Bewusstsein für die eigenen Bewegungen, Koordinationsvermögen und dadurch Selbstvertrauen und Vertrauen in den Menschen. Das alles ist notwendig, um die Beine des Pferdes aufheben zu können, ohne das Pferd in Stress zu versetzen!!
Das Pferd muss sich ausbalancieren können, um ein Bein aufzuheben – keinesfalls sollte das Pferd absichtlich aus-dem-Gleichgewicht gebracht werden, z.B. durch „Schieben/Schubsen/Drücken“ an Schulter bzw. Kruppe/Oberschenkel. Das Pferd sollte sich vorher ausbalancieren und dann freiwillig ein Bein heben dürfen. Der Weg dahin führt über Vertrauen, Körpergefühl und Körperkoordination mit Hilfe von positiver Bestärkung.
Vertrauen, Körpergefühl und Körperkoordination sind übrigens nicht nur für´s Hufauskratzen hilfreich, sondern in jeder Hinsicht förderlich für die Qualität der Bewegungen und das seelische Gleichgewicht des Pferdes.

„Verarschen“ tut Dich die Stute ganz sicher nicht. Warum sollte sie? Wenn das Hufe geben für sie etwas Angenehmes ist, das mit Lob verbunden ist, dann tut sie das gerne --- und daran gilt es zu arbeiten, dass das Pferd die erbetene Aufgabe mit Freude ausführen kann.
Es gibt einen „königlichen Weg“ jenseits von Einschüchterung und Druck, dieser Weg ist sehr bereichernd für alle Beteiligten, allerdings erfordert er von uns Menschen Achtsamkeit, Entschlossenheit, Beharrlichkeit, Geduld, Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und Selbstkritik und viel positives Denken :-).
Schön, dass Du Dich für letzteren Weg entscheiden möchtest :-) --- das wirst Du nie bereuen.
Meiner Erfahrung nach wollen Pferde gefallen, sie wollen „mitarbeiten“ und sie streben in jeder Situation Harmonie und „Frieden“ an --- alles Weitere liegt an uns Menschen. Pferden, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, müssen wir natürlich erst mit viel Geduld und Verständnis helfen, ihr „altes“ Denkmuster zu überwinden, damit sie uns Menschen mit freudigen Dingen in Verbindung bringen.

Vielleicht wäre das neue Buch von Linda Tellington-Jones interessant für Dich. Ich bin kein Verfechter einer Methode – nur um das zu erwähren. Dennoch empfinde ich die Lehren von LTJ sehr bereichernd für die „Pferdewelt“ :-).


Ich wünsche Dir und Deiner Stute alles Gute und ich würde mich sehr freuen, wieder von Euch zu hören.

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   Stillstehen beim Bürsten u.ä....
 Gegenseitige Höflichkeit...