Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
  [...] ich habe auf der Suche nach "natürlichem Pferdeverhalten" ihre Seite entdeckt. Es gibt nicht viele, die solches beschreiben können. Das meist wird dumm übernommen, was andere noch oberflächlicher beobachtet haben wollen. Auch am Beispiel der Dülmener kann man natürliches Verhalten nicht studieren, da fehlt der männliche Part. Alles, was sie beschreiben erlebe ich mit meinen auch. Ich halte Isländer in naturnaher Haltung, große Fläche, halboffene Weidelandschaft. Eine gewachsene Familienstruktur zu mittlerweile acht gemischtgeschlechtl, unterschiedlichen Alters. Da gibt es einen Chef und eine Chefin. Und sie sind unglaublich zärtlich alle untereinander. So konnte ich beobachten, dass a) der Leithengst (hier Wallach, aber das weiß er ja nicht) die Kinderbetreuung der Jährlinge bis ca 3 Jahre übernimmt UND es erfolgt solange garkeine Erziehung ! Die Kleinen dürfen alles, Schätze der Herde, behütet und geliebt. Von wegen Distanz wahren müssen und so ein Quatsch. Lediglich die Jungburschen werden von der Leitstute schonmal, aber sachte, in die Schranken gewiesen (ab ca 2 jährig), die Mädels sind Prinzessinnen.Nun meine anders erscheinenden Beobachtungen: Der Chef trainiert seinen Nachfolger, die Jungs halten sich außerhalb der Stutengemeinschaft auf, aber ER schickt keinen fort. Die Jungstuten schielen nach den Burschen und bilden eigene Unter-Herden. Immer im Radius der Stammfamilie und in deren Schutz bleibend (jedenfalls zunächst- weiteres fortgehen wird ja von mir aufgrund begrenzter Fläche verhindert...) Der Leithengst darf ohne weiteres an´s Fohlen, wenn nötig. ER hielt es nötig, das frischgeborene zu entführen (er versuchte es bei allen Fohlen), da ich es dem TA vorstellen wollte. Das kann auch nicht sein, dass die Stute den hengst vom Fohlen abschlägt, da sie am 9.Tag in voller Rosse steht.Andererseits bleibt die gesamte Herde auf Sichtkontakt, aber Abstand, wenn ein Fohlen geboren wird und zwar solange, wie die Stute es "heimführt".Dabei passen alle sehr gut auf, keiner belästigt aber die "Wöchnerin", interessanterweise auch nicht das bis wenige Stunden zuvor gesäugte Vorjahresfohlen, dass bis kurz vor Geburt noch so gut wie bei Fuß lief. Nicht die Stute bestimmt den Rang des Fohlens in der Herde, sondern "Papa´"s Liebe und Anerkennung. Die später 3-jährige,selbstbewußte Jungstute wertete die rangniedere Mutter auf.Ach so UND: Pferde fressen nicht durch probieren, sondern erlernen von den Alten (ER), was gut ist, was giftig. Sie hängen immer fressend dazwischen (was sich ein Alttier niemals trauen würde),ER pustet auffallend stark bei Giftpflanzen und macht ein Geräusch wie Ausspucken (ich wußte nicht, dass ein Pferd das kann).

Das alles und auch ihre trefflich geschilderten Beobachtungen würde ich gerne mal in einer wissenschaftlichen Studie nachlesen können. Gibt es das ?
 
     
  Meine Meinung dazu:  
  [...]

Ich persönlich habe durch Beobachtungen in „unserem“ Zoo viel über die Przewalski-Pferde erfahren. Dort lebt eine Familiengruppe mit Leithengst in (halbwegs) natürlicher Haltung. Außerdem gibt es bei uns in der Nähe mehrere Wildpferdprojekte. Das Projekt „Leonie“ ist leider wegen Angriffen von Pferdeschändern gescheitert, die Pferde wurden wieder in den sicheren Zoo gebracht. Ein neues Projekt gibt es seit 2006 im Bayerischen Wald – dort möchte ich dieses Jahr das erste Mal hinfahren, ich bin schon sehr gespannt :-).

Zu Deiner Frage:
Studien über Wildpferdeverhalten (Vortragsberichte, Artikel, Notizen, Bücher, Filme, etc.) habe ich gelesen bzw. gesehen von Prof. Dr. Klaus Zeeb und Prof. Dr. Hans Klingel. Außerdem haben Dr. Iris Bachmann (CH), Ingolf Bender und Ursula Bruns interessante Schriften zum Pferdeverhalten veröffentlicht. Nicht unerwähnt möchte ich an dieser Stelle Ginger Kathrens, Carolyn Resnick und Marie Ann Simonds lassen, deren Beobachtungsnotizen, Erfahrungsberichte und Filmdokumente auch sehr interessant sind. Ich hoffe, diese Namen helfen Dir ein bisschen weiter.

[...]
 
     
  „Dominanz & Co.“ Meine Beobachtungen über natürliches Verhalten in der Pferdeherde  
     
     
     
  Ergänzung bezüglich Rückfragen:  


Christl und ich waren am Freitag das neue Wildpferdprojekt im Bayerischen Wald ansehen ( Infos: Tierpark Hellabrunn: Projekt Przewalski-Pferde im Bayerischen Wald und Przewalski-Pferde im Nationalpark Bayerischer Wald ) – das war sehr interessant. In der Nähe gibt es eine Nachbildung der Grotte Chauvet ( Infos hier! ) --- die Höhlenzeichnungen zeugen von religiöser Verehrung der Tiere, das war sehr spannend und hat mich tief berührt.

Über das Projekt „Grubenfelder Leonie" habe ich für Dich ein paar Zeitungsartikel zusammen gesucht (Quelle u.a. Oberpfalznetz – Medienhaus “Der neue Tag” und Informationen über die Stadt Auerbach und Umgebung ) und ich möchte es an dieser Stelle nicht versäumen den LBV www.lbv.de zu loben und für weitere Mitglieder zu werben!


[...] Landkreis Amberg-Sulzbach: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Der Landesbund geht neue Wege im Naturschutzgebiet „Grubenfelder Leonie“. Seit dem Jahr 2000 wird das einsturzgefährdete, ehemalige Erzabbaugelände von Heckrindern und Przewalski-Pferden beweidet. Das wertvolle Mosaik aus wassergefüllten Erdeinbrüchen, Magerrasen, Gehölzgruppen und Waldstücken wird so in seiner natürlichen Umgebung erhalten. Als Wappentier Auerbachs stellen die Heckrinder, eine Rückzüchtung des legendären „Auerochsen“, gleichzeitig eine Besucherattraktion dar.


[...] Auerbach: Jahrelang war das weltweit äußerst seltene Ereignis erwartet worden. Jetzt ist es endlich so weit. Wahrscheinlich zum ersten Mal in der modernen Oberpfalz wurde ein Wildpferdfohlen im Auerbacher Naturschutzgebiet "Leonie" geboren.

Erst wenige Tage alt, stakst das jüngste Mitglied der jetzt achtköpfigen Herde auf noch unsicheren Beinen immer in unmittelbarer Nähe seiner Mutter umher. Neugierig lugt es hinter ihr in die Welt...

In wenigen Wochen wird der kleine Wildfang übermütig durch das naturbelassene Gelände von Leonie toben.




[...] Herber Rückschlag für ein Artenschutzprojekt am Ortsrand von Auerbach (Kreis Amberg-Sulzbach): Aus einem weitläufigen Gehege im Naturschutzgebiet „Leonie“ sind aus einer zehnköpfigen Herde drei Urwildpferde spurlos verschwunden. Die wertvollen Przewalski-Stuten werden bereits seit Mitte Dezember vermisst. Rätselhaft erscheint der Fall, weil nichts auf einen Diebstahl hindeutet und auch keine Spuren die Vermutung erhärten, dass die Pferde ausgerissen sind: Der 1,20 Meter hohe Elektrozaun ist ganz offensichtlich unbeschädigt. Auf Hinweise aus der Bevölkerung über den Verbleib der Tiere hoffte man vergeblich. Eigentümer der Herde ist der Tierpark Hellabrunn, der sich mit Zuchtprogrammen weltweit einen Namen gemacht hat und an der Auswilderung der in ihrer Heimat ausgestorbenen Urwildpferde beteiligt ist. Nach dem Verschwinden der Stuten zieht der Zoo die restlichen Tiere aus Auerbach und verlegt sie zurück nach München. „Die Pferde sind uns so wichtig, dass wir kein Risiko eingehen wollen“, erläuterte Tierpark-Sprecherin Doris Schwarze. Ein Schritt, den der Landesbund für Vogelschutz (LBV) als Träger des Auerbacher Beweidungsprojekts bedauert. „Bisher lief alles prima. Im vorigen Jahr hatten wir Zuwachs durch drei Fohlen“, sagte der LBV-Kreisvorsitzende Bernhard Moos, der inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet hat.



[...] Eines von drei verschwundenen Przewalski-Pferden auf Leonie tot geborgen Zumindest teilweise hat sich jetzt das ominöse Verschwinden von drei der im Naturschutzgebiet "Bruchfelder Leonie" angesiedelten Przewalski-Pferden aufgeklärt: Eines der drei vermissten Tiere, die spätestens seit 16. Dezember wie vom Erdboden verschluckt waren, wurde vergangenen Dienstag tot aus einem der insgesamt 34 Erdtrichter geborgen.

Ein Stückchen Fell des inzwischen hoch getriebenen Pferdes war beim Kontrollgang eines Degelsdorfers am Wochenende ins Auge gestochen. Trotz häufigerer Begehung des Geländes mit all den wassergefüllten Trichtern hatte sich zuvor keinerlei Spur gefunden, die das Abhandenkommen der drei Stuten erklärt hätte. Rätsel gab es vor allem deshalb, weil zwei Muttertiere dabei waren, die ihren Nachwuchs normalerweise nicht einfach zurücklassen. Dieser Umstand hatte zu den verschiedensten Spekulationen geführt.

Zunächst gelte es, die Sektion in der Landesuntersuchungsanstalt in Erlangen abzuwarten, so Moos. "Erst dann können wir uns ein Bild machen, wie das mit einem Chip versehene Pferd zu Tode gekommen ist." Moos rechnet in etwa einer Woche mit dem Ergebnis, wobei er nicht annimmt, dass die Tiere versehentlich da hineinfallen, weil sie ständig aus den Erdtrichtern trinken und wie er selbst auch ohne Probleme wieder heraus kommen. Er sieht noch viele Ungereimtheiten. Denn: "Diese Erdtrichter sind keine Todesfallen."


[...] "Es gibt keine plausible Erklärung", so Moos. Es fehlt auch noch die offizielle Stellungnahme aus Hellabrunn. Zur Aufsichtsratssitzung der Aktiengesellschaft hat Moos die Unterlagen nach München geschickt, aber bislang noch keine Antwort erhalten. Der Vertrag mit dem Zoo, dem Eigentümer der Pferde, besteht weiterhin.

"Die Tiere waren sehr zutraulich und kamen auf die Menschen zu", erklärt Moos den Unterschied zu den echten Wildpferden, die auf weiter Steppe leben und nicht in der Nachbarschaft zu zwei Orten, Degelsdorf und Reichenbach. Zudem entwickelten sich die seltenen Tiere zu einem richtigen Besuchermagneten.

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Meines Wissens nach (in bin Mitglied beim LBV und werde deshalb auch intern informiert) wird von einer Gewalttat ausgegangen, das konnte allerdings nicht bewiesen werden und ein Täter wurde nie gefasst. Alle drei vermissten Stuten wurden tot am Wasserloch aufgefunden.

Es gibt allerdings auch gute Nachrichten aus Auerbach. Ein neues Projekt läuft seit letztem Jahr. Weitere Infos gibt es unter den oben genannten Links.


[...] Nach dem allgemein bedauerten Abzug der Przewalski - Urwildpferde im Frühjahr 2004 ist es dem LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.) als Eigentümer des Naturschutzgebietes "Grubenfelder Leonie" im März 2006 gelungen, zwei der ebenfalls sehr seltenen Exmoor-Ponys hier in Auerbach auf dem ehemaligen Bergbaugelände anzusiedeln. Diese gelten als die letzten echten Nachfahren der eiszeitlichen Urponys und ihre Zahl soll weltweit nur mehr rund 800 Tiere betragen. Die hochträchtige Stute Whinnetelly kam aus der Gegend von Freyhung-Grafenau und hat im April 2006 ein Fohlen zur Welt gebracht. Ihr neuer Partner Sam kam aus dem schwäbischen Donaueschingen hierher...



 
     
 

Tierpark Hellabrunn: Projekt Przewalski-Pferde im Bayerischen Wald

Przewalski-Pferde im Nationalpark Bayerischer Wald

 
     
 
 
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