Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
  [..] Dein Aufruf, auf die Schulpferde zu achten und sich in einem Reit-Betrieb für sie einzusetzen, das finde ich großartig. Das treibt mich aber auch dazu, von meinem entsetzlichen Besuch in einer Halle hier zu berichten, in dem vier "Reitlehrerinnen" Unterricht geben, das ist kaum zu ertragen. Ich sah am letzten Mittwoch, wie die eine nicht nur duldete, dass eine Schülerin die ganze Zeit laut auf ihr Pferd schimpfte (wäre ich das gewesen, hätte ich meine Reiterin wohl abgesetzt und sie erinnert, wer wen trägt). Sie setzte sich dann auch noch selbst drauf, in der Annahme, dass sie es besser machen könnte. Sie hatte Reiterin und Pferd fast eine Stunde lang auf dem Zirkel, immer schön am Zügel nach unten ziehen, Kopf auf dem einen Hufschlag, Hinterhand auf dem anderen! Das Pferd sah schon immer verzweifelt zu mir! Was sollte ich tun? Laut fragen, ob jemand von denen selbst schon mal Sport gemacht hat und weiß, wann ein Muskel auch bei einem Pferd übersäuert und das nicht mehr tragen kann? Ich bin dann nach 1 1/2 Stunden hilflos gegangen! Was würdest Du jetzt tun?  
     
  Meine Meinung dazu:  
  Was Du über Dein Beisein der Reitstunde erzählst, ist mir leider nichts Neues. Reiter sind leider oftmals keine echten Tierfreunde. Es ist zum Verzweifeln und macht mich sehr traurig.

Was ich in einer solchen Situation tue …?
Nun ja, bis vor einigen Jahren habe ich immer recht deutlich auf die Leute eingeredet. Meistens mit dem Ergebnis, dass es zum Wortgefecht kam, sie sich mir abwandten, nicht mehr zuhörten und „dem Bock erst Recht eine Lektion verpassten“, um meinen (scheinbaren) „Angriff“ auf ihr Selbstwertgefühl zu kompensieren. So kam es mir jedenfalls vor. Damit habe ich selten etwas zum Wohl der Pferde erreicht – manchmal, aber selten.

Mittlerweile versuche ich, geschickt Fragen zu stellen, um den Reiter zum Nachdenken anzuregen - sofern dieser zu Denken in der Lage ist (da bin ich mir nämlich des Öfteren nicht so ganz sicher). Ich frage mit neugierigem stets gelassenem Ton, z.B. „Warum tust Du Dieses und Jenes?“, „Was genau soll das bringen“, „Wie fühlst Du Dich dabei?“, „Wie meinst Du, fühlt sich das Pferd dabei?“, „Denkst Du, das Pferd macht den „Fehler“ mit Absicht?“, „Glaubst Du nicht, mit Gelassenheit würde das Pferd besser „arbeiten“ können? Tun wir selbst uns nicht auch schwer unter Druck zu lernen“, „Wäre es nicht einen kleinen Versuch wert, probehalber mal auf das Pferd zu hören?“, etc.

Es fällt mir schwer, gegenüber Menschen, die zu Tieren grob sind, Ruhe zu bewahren, doch nur mit Ruhe kann ich es schaffen, die Leute zum Zuhören zu bringen. Wer sich angegriffen fühlt, geht sofort in Abwehrbereitschaft oder Kampfstellung und hört nicht mehr zu.

Leider gibt es viele Reiter, die nicht zu belehren sind. Sie wollen nicht zuhören, weil es ihnen nicht darum geht, mit dem Pferd zusammen zu arbeiten, sondern es geht ihnen um Macht. Es scheint manchen Menschen ein „tolles“ Gefühl der Überheblichkeit zu geben, ein so großes Tier unterwerfen zu können. Dass dies kein ehrvoller Weg ist, sehen sie nicht ein. Ich kenne Menschen, die machen das seit 30 Jahren und länger so und behaupten dann auch noch, sie hätten Erfahrung im Umgang mit Pferden. Dass es nichts mit Erfahrung zu tun hat, jahrzehntelang den gleichen Mist zu machen, ohne Schlussfolgerungen und Erkenntnisse daraus zu ziehen, das eigene Denken und Handeln regelmäßig zu prüfen und zu hinterfragen, und auch einmal offen zu sein für „andere“ Methoden verstehen sie nicht. Sie wollen das Tier unterwerfen, dann fühlen sie ihr kleines, minderwertiges Selbst ein bisschen aufgewertet – solche Menschen machen sich selbst groß, indem sie andere klein machen. Dass dies nicht wirklich in charakterlicher Größe endet ist für mich klar – für diese Menschen allerdings nicht, obwohl sie meistens mit sich selbst nicht im Reinen sind und auch nicht in der Lage sind, sich selbst anzunehmen und Selbstbewusstsein zu entwickeln – das geben aber die wenigsten zu, denn Schwächen zeigen (und daran arbeiten!) ist nichts für „Großmäuler“. Da werde ich höchstens von oben herab belächelt.

Dennoch wünsche ich diesen Menschen, dass sie den Weg zu sich selbst finden – denn nur dann, können sie einen vertrauensvollen Weg zu anderen Menschen und zu Tieren finden und wirklich mit dem Leben in Berührung kommen.

 
     
     
     
     
     
 
 
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