Verehrte Pferdefreunde,

Ich habe vom 27.-29. Oktober 2006 ein tolles Seminar „Reiten aus der Körpermitte“ mit Anke Recktenwald besucht. Der Kurs mit Anke war sehr interessant und ich hatte viele „Aha-Erlebnisse“ in Sachen Bewegungsgefühl und Reitersitz. Gerne möchte ich Sie an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und veröffentliche hiermit einen Auszug aus meinem Tagebuch über die Kursinhalte. Anke Recktenwald ist eine tolle Pferdefrau, die mit Fachwissen und viel Gefühl an ihre „Arbeit“ mit Mensch und Pferd heran geht. Ich möchte Anke gerne weiter empfehlen, sie ist eine große Bereicherung für die Pferde- und Reiterwelt.
Mehrere Infos finden Sie auf Anke's Webseite unter www.anke-recktenwald.de. Die Bücher von Sally Swift „Reiten aus der Körpermitte“ Band 1 und 2 kann ich sehr empfehlen. Ebenso die Bücher von Eckart Meyners.

Ihre Kelly
 
     
     
     
 

27.10.2006

Vorstellrunde und Kennen lernen: als erstes waren Anke unsere Beweggründe für den Kurs und unsere Erwartungen wichtig. Jeder von uns 6 Teilnehmerinnen stellte sich und ihr Pferd vor, erzählte warum „Reiten aus der Köpermitte“ für sie interessant war und was sie sich vom Kurs erhoffte. Zentrales Thema war der „richtige Sitz“ und „Losgelassenheit“.

Für mich persönlich war das Wichtigste Losgelassenheit und zügelunabhängiges Reiten. Ich erhoffte mir von dem Kurs mehr „Fühlen“ zu lernen, anstatt immer „Tun“ zu wollen und vor allem Balance und Losgelassenheit noch mehr zu fördern. Ich befasse mich schon länger mit Visualisierung und dem Reiten mit „inneren Bildern“ was auch wichtigster Punkt des „Centered Riding“ ist.

Das Schönste war für mich auch, dass allen Teilnehmerinnen das Wohl ihrer Pferde im Vordergrund stand. Jede von uns hatte das Ziel so zu reiten, um dem Pferd die Bewegung angenehm zu machen und es in seiner Aufrichtung und seinem Ausdruck zu fördern.

Anke machte uns mit den „Bausteinen“ des Centered Riding bekannt.

Als erstes ging es um unseren Blick, um unsere Augen. Wir sollten einen bestimmten Punkt fokussieren, sofort merkte ich, dass meine Atmung nicht mehr so frei fließen konnte und dass ich verspannt wurde. Wir sollten nun in die Ferne schauen und den Blick verschwimmen lassen. Wie von selbst atmete ich tief durch, mein Atem konnte wieder frei durch meinen Körper fließen, mein Bauch hob und senkte sich durch mein Atmen, mein Körper war losgelassener, ich fühlte mich entspannter. Erster Baustein des Centered Riding ist also der „weiche Blick“.

Die nächste übung ging um die Atmung, zweiter Baustein des Centered Riding. Wir sollten bewusst darauf achten in welchem Körperbereich wir vermehrt atmeten - ging die Atmung mehr in den Bauch oder mehr in den oberen Brustraum. Durch übungen mit inneren Bildern versuchten wir den Atem bewusst zu lenken. Wir stellten uns vor, wir hätten einen Luftballon im Körper und schoben diesen hin und her. So konnten wir lernen bewusst in den Brustraum zu atmen oder/und auch weiter nach unten. Eine übung, die mir nicht so leicht viel war, den Atem anzuhalten und dann die Luft im Körper von oben nach unten und wieder zurück zu „schieben“. Wir übten daran noch eine Weile. Anke machte uns immer wieder darauf aufmerksam, dass es nicht darum geht, es perfekt zu machen, sondern eine „Idee“ zu bekommen, zu fühlen und sich dann wieder an dieses Gefühl zu erinnern um es öfter bewusst herbeiführen zu können.
Für mich war es sehr interessant zu fühlen, dass ich meinen Atem lenken konnte und dass es einen Unterschied machte, wo ich atmete.
Ein besonderes Erlebnis für mich war bei den Atemübungen wieder das spüren, dass alles zusammenhängt, dass ich meinen Körper als Ganzes sehen muss und meine Gedanken meinem Körper die Grundlage für die Bewegungen geben.

Nun übten wir das „Sitzen“ auf unseren Sitzbeinen. Wir sollten uns auf einen Stuhl setzen, so dass unsere Beine frei waren. Nun spürte ich ganz deutlich meine Sitzbeine. Wir „spielten“ etwas mit dem Sitz und fühlten immer wieder ganz bewusst die Sitzbeine.

Jetzt sollten wir unsere Körpermitte finden. Anke gab uns ein inneres Bild von einer Kugel. Wir nahmen eine Hand auf den Bauch mit dem Daumen auf Höhe des Bauchnabels und eine Hand in den Rücken. Wir sollten uns vorstellen, dass zwischen unseren Händen eine tennisballgroße Kugel langsam hin und her rollte.
„Meine“ Kugel war orange-gelb und strahlte leuchtende Wärme aus. Langsam rollte meine Kugel hin und her --- ganz langsam. Nachdem das Bild der Kugel deutlich war, sollten wir unsere Kugel in ein „Nest“ vor der Wirbelsäule legen. Es fiel mir recht leicht, „meine Kugel ins Nest zu legen“ - meine Vorstellung war ganz klar, auch jetzt, wenn ich dieses tippe ist „meine Kugel“ wieder ganz da, ich kann die Wärme und Zentriertheit, die von der Kugel ausgeht sehr stark fühlen.
Diese Kugel war nun unser „Bild“ für das Zentrieren in unsere Körpermitte. Wenn „meine Kugel im Nest“ ist, fühle ich mich in Balance, ich fühle mich locker aufgerichtet und einfach „gut“. Diese Zentrierung und Aufrichtung ist der dritte Baustein des „Centered Riding“.

Ja und nun sollten wir aufs Pferd.

Zuerst ritten wir einige Runden, Anke beobachtete alle Reiter und ihre „Angewohnheiten“. Anke erkannte, dass mein Wunsch nach mehr Losgelassenheit sehr richtig definiert war, sie sagte mir, dass ich ruhig etwas „fauler“ sein durfte und nicht so „perfekt“. Jetzt am Anfang konnte ich damit noch nicht so viel anfangen... faul sein? hmmm?

Nun bekam jede von uns drei Reiterinnen einen Führer, wir sollten die Augen schließen und die Bewegungen des Pferdes erfühlen, uns vom Pferd bewegen lassen und hinspüren was dabei mit unserem Körper passiert. Nun sollten wir die oben genannten „Bausteine“ auf dem Pferd finden: weicher Blick, freie Atmung und bewusst auf unseren Sitzbeinen sitzend unsere „Kugel ins Nest legen“. Wir zählten die Schritte der Pferde, die sie machten während wir Ein- und Ausatmeten. Wir suchten mit unserer „Kugel“ unsere Körpermitte und unsere natürliche Aufrichtung.

Anke gab mir eindringlich zu verstehen, dass ich mein häufiges „ich weiß schon was kommt - Denken“ ablegen müsse um geistig frei Neues zu erfahren. Wie Recht Anke hatte. Für mich war besonders die Botschaft -im übertragenen Sinn- wichtig: Lass Dich ohne wissen zu wollen was es ist, auf die Geschehnisse ein. Fühle hin, als ob Du nicht wüsstest was Dich erwartet. Entdecke wie ein kleines Kind alles immer wieder von vorne ohne Erwartung und ohne zu glauben, Du wüsstest schon was kommt. Sei offen für immer wieder neue Erfahrungen.

Am Ende der Reitstunde erfolgte eine Reflektionsrunde - es war sehr interessant, jede Teilnehmerin spürte etwas anderes, jeder für sich machte andere Erfahrungen. Ich wurde auch daran erinnert, niemals zu verallgemeinern.

Meine Erkenntnisse nach dem ersten Kurstag:

Ich habe intensiv erfahren, welchen Unterschied es machte, ob ich frei atmete oder den Atem anhielt und wie wichtig „weiche Augen“ sind. Es ist ein schönes Erlebnis, zu fühlen ohne kontrollieren oder beeinflussen zu wollen. Ich möchte lernen, mich öfter einfach auf das einzulassen was kommt, ohne vorher „Vermutungen“ anzustellen.

Worauf ich mich besonders konzentrieren möchte:

  • losgelassen sein
  • mich tragen lassen
  • Atmen
  • Fühlen
  • in meiner natürlichen Balance sein
  • im Einklang sein mit mir selbst

28.10.2006

Heute begann der Kurs um 9:30 Uhr gleich mit einer Reitstunde. Wir wurden wieder auf unseren Pferden geführt, dabei konnten wir unsere Augen schließen und so noch bewusster in uns hinein fühlen. Wir „suchten“ wieder unsere Balancekugel und unsere Sitzbeine. Ich fühlte mich recht gut in den Sitz hinein. Nun sollten wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, wie unsere Sitzbeine vom Pferd bewegt wurden. Ich fühlte am intensivsten, dass meine Sitzbeine abwechselnd auf und ab gingen. Doch da war noch eine Bewegung, nämlich vorwärts-rückwärts. Nun sollten wir unsere Hände nehmen und damit die Bewegungen unserer Sitzbeine in der Luft nachtun. Dabei sollten wir genau den Takt des Pferdes finden, uns in die Bewegung passiv mitnehmen lassen. Für mich war es schwerer, das vor-zurück wahr zu nehmen, ich wechselte oft mit meiner Wahrnehmung von auf-ab nach vor-zurück - nach einigen Runden ergab sich wie von selbst ein Bild von einem Kreis, der sich rückwärts bewegt. Der untere Kreisbogen von hinten nach vorne beschrieb die Bewegung des Pferdehinterbeines nach vorne - der obere Kreisbogen von vorne nach hinten beschrieb das Schieben des Pferdekörpers über das stehende Hinterbein. Ich konzentrierte mich darauf, dass meine Sitzbein-Kreise rund und gleichmäßig sind, dabei wurde ich von Anke immer wieder daran erinnert, das Atmen nicht zu vergessen. Ich dachte auch immer wieder an „meine Kugel im Nest“ um mich zu zentrieren.
Immer wieder machte mich Anke darauf aufmerksam „faul“ zu sein - jetzt konnte ich das auch recht gut umsetzen und etwas Spannung aus meiner Haltung nehmen. Es war wirklich ein anderes Gefühl aufgerichtet und entspannt zu sitzen als gespannt gerade. Ich hatte zwar anfangs das Gefühl nach vorne zu fallen, doch das Kontrollvideo bestätigte mir, dass ich trotz Entspannung aufrecht saß.
Was auch zentrales Thema für mich persönlich war, ist meine Konzentration nach hinten. Anke sagte, es sei schon richtig das Pferd von hinten nach vorne zu reiten, doch meine Gedanken sollten vorwärts-aufwärts sein, nicht rückwärts. Sobald ich meine Gedanken und meinen Körper nach vorwärts-aufwärts richtete, ging Suzette etwas leichter und schwungvoller. Wir „spielten“ etwas mit unseren kreisenden Sitzbeinen, mit unserer „Kugel“ und allem was wir am Vortag „gelernt“ hatten. Immer wieder musste ich mich an den „weichen Blick“ und meine „Atmung“ erinnern.

Nach vielen Runden des „geschehen lassens“ durften die Reiterinnen wieder die Zügel in die Hand nehmen. Eine wichtige Erkenntnis für mich war dieses Geschehenlassen - viel zu oft versuche ich bewusst zu tun. Stattdessen wurde ich daran erinnert, mich vom Pferd „mitnehmen“ zu lassen, mich bewegen zu lassen.

Als wir nun ohne Führer ritten, ging es darum den Kreis der Sitzbeine kleiner und größer werden zu lassen - nur in Gedanken. Und tatsächlich, ich spürte wie Suzette ein klein wenig langsamer oder schneller wurde.

Nach dieser Reitstunde war meine wichtigste Erkenntnis:

Öfter mal geschehen lassen und „nur“ fühlen bringt oft mehr als ständig Tun zu wollen. Daran, also am „Nichts-Tun“ und „Passiv-Sein“ möchte ich noch mehr „arbeiten“ (wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt so sagen darf). Ich möchte mich öfter einfach „fallen lassen“, mich „mitnehmen lassen“, „geschehen lassen“, fühlen ohne zu handeln.

Nach der Mittagspause stand etwas Neues auf dem Programm: Wind und Welle.

Wie am Vortag „übten“ wir zuerst auf einem Stuhl. Es ging darum eine Aufrichtung zu finden, in der unser Skelett in einer sich selbst haltenden Position war, so dass es möglich wurde ohne Muskelkraft zu sitzen und dabei beweglich zu sein. Zuerst sollten wir in Soldatenmanier mit durchgedrücktem Rücken und vorgestreckter Brust sitzen - eine Haltung, die oft als gerade angesehen wird, es aber in Wirklichkeit nicht ist, da so Verspannungen entstehen und auch der Körper nicht in Balance ist.

Die erste Aufgabe zur Balancefindung war es, sich vorzustellen, wir würden mit unserm unteren Rückenbereich eine von hinten kommende Welle „abfangen“ wollen, der Welle standhalten wollen. Als ich es schaffte ganz klar die Welle zu spüren war ich ohne Muskelkraft so gut im Gleichgewicht, dass mich niemand vom Stuhl „schieben“ konnte, mein unterer Rückenbereich war in seinem Mittelpunkt.

Die nächste Aufgabe bestand darin, den oberen Rückenbereich in natürliche Balance zu bringen. Wir stellten uns vor von vorne käme eine Windböe, der wir mit dem Brustbein standhalten konnten. Anfangs tat ich mich damit recht schwer, immer wieder war ich „zu gerade“ also durch verspannte Schulterblätter nach hinten aus dem Gleichgewicht. Wann immer mir der „Wind“ im Geiste gelang wurde mein Brustbein gerade und meinen Oberkörper konnte keiner zurück schieben, und das ganz ohne Muskelkraft.

Wind und Welle war auch das zentrale Thema der nächsten Reitstunde. Immer wieder konnten wir uns von Anke durch „Drücken“ und „Schieben“ an unserem Körper vergewissern, dass wir unsere „Wind und Welle“ gefunden hatten. Darüber hinaus, durfte ich das Atmen, meine „weichen“ Augen und meine „Kugel im Nest“ nicht vergessen. Freundlich wurde ich immer wieder von Anke daran erinnert meinen Blick verschwimmen zu lassen und tief zu atmen.

In der Hälfte der Reitstunde bat uns Anke in die Mitte der Bahn. Wir sollten unseren Balancepunkt im Fuß finden. Ziel davon ist es, mit dem Balancepunkt im Steigbügel zu sein, so dass wir wenn unser Pferd unter unserem Hintern „verschwinden“ würde auf den Füßen, genauer gesagt auf unserem Balancepunkt landeten anstatt auf unserem Allerwertesten. Den Balancepunkt fanden wir mit Hilfe der anderen Kursteilnehmerinnen. Jede Reiterin hatte eine Helferin am Boden, diese klopfte von unten an meinen Fuß, an dem Punkt, wo nicht nur der Fuß aus dem Fußgelenk nachgab, sondern der ganze Körper, also auch Knie- und Hüftgelenk die Vibration spürten und mitschwangen, war der Balancepunkt.

Dieser Balancepunkt war nun auch Zentrum des untersten Kreises für unseren „Schneemann“, der Radius dieses Kreises ging bis zu unserem Knie. Der zweite Kreismittelpunkt war unsere Hüfte, der Radius ging bis hinunter zum Knie und bis hinauf zur Schulter. Zentrum des dritten Kreises waren unsere Ohrknorpel, Radius bis nach unten zur Schulter und über unseren Kopf hinaus. Um drei Kreise aufeinander zu halten musste man in Bewegung bleiben. Mit diesem Bild der ausbalancierten drei Kreise brachte uns Anke das Gefühl für das Gleichgewicht im ganzen Körper nahe.

Nun sollten wir etwas „üben“ mit Balancepunkt und Schneemann. Den Schneemann hatte ich nicht so gut verinnerlicht, da ich immer noch mit „Wind und Welle“ beschäftigt war. So langsam fand ich in eine tolle Aufrichtung ganz ohne Anspannung. Wann immer ich Anspannung spürte und nur an „Wind und Welle“ dachte, kam ich wie von selbst wieder in Balance.

Als ich der zweiten Gruppe beim Reiten zusah wurde mir eine wichtige Sache sehr deutlich: Eine der Kursteilnehmerinnen hatte ein ähnliches Sitzproblem wie ich - sie saß auch „zu gerade“. Sie übte „nasser Sack“. Nach einigen Trabrunden im „nassen Sack“ saß sie in schöner natürlicher Aufrichtung, auf einmal trabte ihr Pferd ganz entspannt mit aufgewölbtem Rücken. Meine Erkenntnis daraus: Ein Sitz, der den Rücken des Pferdes „entlastet“ kann also durchaus sinnvoll sein um dem Pferd in eine gymnastisch wertvolle Körperhaltung zu helfen.

Am Abend sprachen wir wieder in der Runde über unsere ganz persönlichen Erlebnisse.

Für mich persönlich war an diesem Kurstag mein wichtigstes Fazit:

  • Ich möchte öfter einmal geschehen-lassen und hinfühlen.
  • Ich möchte meine Aufmerksamkeit noch bewusster auf meinen Körper und meine Bewegungen lenken und mich körperschonend und voller Leichtigkeit bewegen - in Balance. Das alles zusammen mit den „richtigen“ Gedanken. Nur was ich mir im Geiste vorstellen kann, kann ich auch umsetzen.
  • Ich möchte offen dafür sein, Neues auszuprobieren - zu meinem Wohl und zum Wohl meiner Pferde.

29.10.2006

Heute Morgen ging es in der Reitstunde darum, alle vorgestern und gestern geübten Dinge „auszuprobieren“ und die Reaktionen des Pferdes darauf zu beobachten. Diesmal startete ich in den Trab, ich gab mir und Suzette ein Bild davon wie wir gemeinsam voller Leichtigkeit traben würden, dass sie locker und gerne trabte und ich dachte „vorwärts“. Anke bemerkte, dass ich immer noch recht „straff“ im Sattel saß - nun sollte ich „nasser Sack“ spielen. Ich merkte wie schwer es mir fiel, mich einfach zusammen sacken zu lassen. Ich übte daran und fand dadurch tatsächlich leichter zu „Wind und Welle“. Suzette und ich trabten immer wieder, es war ein gutes Gefühl, auch im Trab „Wind und Welle“ zu spüren. Im Schritt dachte ich auch immer wieder ganz bewusst an meine Sitzbeine, meine „Kugel im Nest“, meinen Balancepunkt im Fuß und meinen Atem. Diese Reitstunde genoss ich sehr, ich spürte deutlich wie sich Suzette immer mehr „fallen“ ließ und lockerer wurde, wenn ich lockerer wurde. Es war ein wunderschönes Gefühl ich war sehr glücklich.

Als ich die zweite Gruppe beim Reiten beobachtete wurden zwei Reiterinnen auf gewisse Weise ehrgeizig und kontrollierend. Es war deutlich zu sehen: sobald sich negative Gedanken entwickelten, verloren die Reiterinnen ihre Balance und damit die feine Verbindung zum Pferd. Das ist eine sehr wichtige Botschaft! Ich möchte in Zukunft noch besser auf meinen „inneren Zustand“ achten, denn nur wenn ich geistig-seelisch „klar“ und „im Gleichgewicht“ bin, kann ich auch körperlich in Balance sein.

Nun war kurze Mittagspause - wir genossen die leckere Brotzeit um dann sofort weiter zu üben. Wieder stand erst einmal „Trockenübung“ auf dem Programm, diesmal die richtige Zügelführung. Wir sollten uns ein Balancedreieck von der Hüfte zu den Händen und davon zur Schulter vorstellen. Es war sagenhaft, sobald ich das „Balancedreieck“ in meinen Gedanken gefunden hatte und die warme, helle Energie frei fließen konnte, war ich fähig meine Arme locker zu bewegen ohne meinen Oberkörper aus der Balance zu bringen. Wir übten gegenüber mit Stricken, wir standen mit weichen Knien in „Wind und Welle“ und trainierten unsere Vorstellung vom „Energiedreieck“.
Die Zügel sollten wir dabei so leicht in der Hand halten als hielten wir ein empfindliches Vögelein, das aber auch nicht wegfliegen sollte. Manche stellten sich auch einen Blumenstrauß in den Händen vor, um die Hände aufrecht zu halten. Die Verbindung mit den Zügeln sollte lediglich so sein, dass ein Gummiband nicht durchhängen würde. Das bereitete mir bis zum Schluss etwas Schwierigkeiten, da ich gewöhnt war, die Zügel locker in der Hand zu halten. Meine Zügelführung war jedoch weicher, wenn ich mir das Vögelein vorstellte. Außerdem war es wichtig, die Hände weit genug auseinander zu halten, um das „Balancedreieck“ nicht zu verlieren. Nun probierten wir etwas mit unserer Zügelführung --- wir wurden von Anke darauf hingewiesen, niemals nach rückwärts zu denken, sondern aufwärts, also nach oben - ein himmelweiter Unterschied, wie ich später auf dem Pferd merken sollte.

Nun sollten wir unsere „Lektion“ auf das Pferd übertragen.

Wir übten in „Wind und Welle“ bzw. im „Schneemann“ mit unserer „Kugel im Nest“ und dem „Balancepunkt“ das „Energiedreieck“ und das „Vögelein“. Hui, das war viel auf einmal, ich vergaß wieder mal das Atmen.
Es gelang mir zwischendurch recht oft, angenehm locker zu sein, meinen Blick weich werden zu lassen und frei zu atmen.

Eine neue „Vorstellung“ kam während des Reitens hinzu: das Lenken mit ganzer Körperenergie ohne Muskelkraft. Ich stellte mir bildlich vor, wie ein helles Licht meinen Körper umgab. Dieses Licht lenke ich im Geiste entschlossen in eine bestimmte Richtung... und Suzette reagierte! Wir machten Wendungen auf der Stelle und Volten - die Vorstellungskraft genügt um meine Muskeln anzuregen, dieses Signal genügt um zu „Reiten“. Ich war Suzette sehr dankbar für ihre bereitwillige Mitarbeit und ihr Interesse an meinem Probieren.

Der Nachmittag war toll. Suzette und ich waren ein tolles Team. Immer öfter gelang es mir auch im Trab „Wind und Welle“ zu erhalten, dabei etwas „faul“ zu sein und mein „Energiedreieck“ zu wahren. Wann immer ich aufwärts-vorwärts dachte richtete ich mich auf und Suzette schritt besser aus. Ich war wieder einmal verblüfft, was alleine die Gedankenenergie auslöst.

Nachdem ich Suzette versorgt hatte, ging ich in die Reithalle um der zweiten Kursgruppe noch ein bisschen zuzusehen. Alle „feierten“ ihre Erfolge, es war herrlich!

Meine Erkenntnisse nach dem letzten Kurstag:

  • Mein Denken wirkt sich bewusst und unbewusst auf jede Zelle meines Körpers aus. Meine Gedanken genügen, um änderungen meiner Körperhaltung und der Bewegungen des Pferdes herbei zu führen.
  • Ich möchte noch mehr POSITIV denken und nicht so oft mit einem „aber“ meine positiven Gedanken zu Nichte machen.
  • Echtes Erleben mit dem ganzen Körper ist eine tief greifende Erfahrung, besser als jede Erzählung und Erklärung.
  • Erfahrung allein bringt nicht weiter - sondern die Erkenntnisse, die ich aus den Erfahrungen ziehe.

Nun war wieder Reflektionsrunde. Es war super spannend zu hören, wie jede Kursteilnehmerin für sich Erkenntnisse gesammelt hatte, jeder auf eine etwas andere Weise. Wir alle waren glücklich und zufrieden mit uns und unseren Pferden und jeder war froh, an diesem Seminar teilgenommen zu haben.

Anke gab Jeder von uns noch einige individuelle Ratschläge mit auf den Weg. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander und ich trat den Heimweg an.

Ich war glücklich und zufrieden... und um einige Erkenntnisse reicher. Bei Anke würde ich jederzeit wieder einen Kurs besuchen, es hat großen Spaß gemacht!

 
 
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  Hier gelangen Sie zum Zeitungsartikel über den Kurs „Reiten aus der Körpermitte“ und zu einem Kurzbericht über Sally Swift.

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