Altbewährt oder nur übernommen ohne nachzudenken?



Die „linke Seite“
Boxenhaltung
Der Eisenbeschlag
Futtertröge/Heuraufen in „handlicher“ Höhe
 
     
 

Die „linke Seite“

Warum halftern, zäumen und satteln die meisten Menschen ihr Pferd von der linken Seite? Weil dort die Verschlüsse sind (?) − aber warum sind diese dort? Warum führen viele Menschen ihr Pferd von links, warum steigen sie von links in den Sattel und wieder herunter?
Sämtliche Handgriffe erfolgen „schulgemäß“ von der linken Seite des Pferdes - gibt es dafür eine sinnvolle Erklärung?

Wie Vieles in unserer heutigen „Reiterei“ kommt auch die „linke Seite“ aus dem Militär.
Einheitlichkeit gehörte zur Disziplin. Die linke Seite bot sich deshalb an, weil erstens die meisten Menschen Rechtshänder sind und das Pferd so leichter von links mit ihrer rechten Hand „handhaben“ konnten und zweitens weil die Waffe (ganz früher der Säbel) auf der linken Seite getragen wurde um mit der rechten Hand schnell hin greifen zu können. Mit dem Säbel auf der linken Seite konnte der Soldat nur von links auf das Pferd steigen, von rechts hätte er den Säbel „im Weg“ gehabt. Somit wurde im Militär die linke Seite zur Einheitsvorschrift. Dieses hat sich später auf die Zweiräder übertragen, zuerst beim Militär und dann auch im Privatgebrauch. Bis heute steigen die meisten Fahrrad- und Motorradfahrer von der linken Seite auf ihr Gefährt.

Doch welchen Sinn bzw. Unsinn macht das Festbeißen auf die linke Seite heutzutage?
Etwas Sinnvolles konnte ich nicht entdecken - ich kann Ihnen nur den Unsinn sagen, der mir dazu einfällt:
Mensch und Pferd werden in ihrer Beweglichkeit einseitig; die Körperkoordination wird vernachlässigt; die Muskeln und der ganze Körper werden ungleichmäßig belastet.

Für mich ist es sinnvoller stets zwischen linker und rechter Seite zu wechseln, egal ob es um das Halftern, das Führen, das Satteln, das Aufsteigen oder was auch immer geht. So „trainieren“ wir linke und rechte Körperseite von Mensch und Pferd gleichermaßen. Eigentlich der logische und sinnvolle Weg, oder!?
 
     
 

Boxenhaltung

Die „Idee“ der Ständerhaltung und später der Pferdebox stammt aus der Zeit, als Pferde in Städten als Zug-, Last- und Fortbewegungsmittel benutzt wurden. In den Städten war wenig Platz zur Verfügung, deshalb wurden die Pferde in möglichst engen Räumlichkeiten „verwahrt“. Weil viele Pferde auf Grund dieser nicht artgerechten Haltung aggressiv wurden, kamen Gitterstäbe, befestigte Abtrennungen, etc. hinzu.

Ist eine „Haltung“ auf engstem Raum hinter Gitterstäben für unser Pferd als Freizeitpartner zeitgemäß, sinnvoll und tierschutzrechtlich vertretbar? Würden Sie Ihre Katze in ihrer Transportbox wohnen lassen und sie nur für ein paar Stunden am Tag heraus lassen? Würden Sie Ihr Meerschweinchen in einer Box der Größe eines Schuhkartons halten?
Warum bekommt das Pferd nur so wenig Platz, dass es sich gerade mal um die eigene Achse drehen kann, dass es in seinem Klo wohnen, essen und schlafen muss? Warum wird das soziale Herdentier Pferd einzeln gesperrt hinter Gitterstäbe? Warum darf das Lauftier Pferd nicht seiner Natur nachkommen, sich ständig Bewegung, frische Luft und den weiten Blick in die Ferne verschaffen? Ist Boxen-/Ständereinzelhaft mit nur stundenweise Weidegang sinnvoll? - Ist das zeitgemäß? - Ist das pferdefreundlich? Bitte entscheiden Sie selbst und bedenken Sie dabei, dass ein Tag 24 Stunden hat.
 
     
 

Der Eisenbeschlag

Pferdehufen Eisen aufzunageln geht auf die Zeiten zurück, in welchen Pferde als wichtiges Fortbewegungsmittel sowie Zug- und Tragtier gebraucht wurden. Die Pferde mussten oft so weite Strecken zurücklegen, dass das Horn der Hufe schneller abgerieben wurde als es nachwachsen konnte. Deshalb war die „Erfindung“ des nagelbaren Hufeisens zu damaliger Zeit ein großer Fortschritt. Nun musste keine Rücksicht mehr auf die Pferdehufe genommen werden. Mit Hufschutz oder Hufpflege hatte das Hufeisen niemals etwas zu tun. Es ging von Anfang an lediglich darum, den Abrieb des Hufhornes zu verhindern.

Welche Strecken müssen die Freizeit- und Turnierpferde heutzutage zurücklegen? Meistens nicht genug, um überhaupt für entsprechenden Hornabrieb zu sorgen. Die meisten Pferde können deshalb nicht gut Barhuf laufen, weil entweder der Hufbearbeiter nicht fähig ist den Pferden eine Hufform zu erhalten, mit der sie laufen können oder aber der Pferdebesitzer nicht regelmäßig für Hufpflege durch den Hufbearbeiter sorgt.
Ist das Hufeisen zeitgemäß, wo es doch mittlerweile so viele gute Produkte aus Kunststoffmaterialen gibt, die den Bewegungsapparat des Pferdes schonen und den wichtigen Hufmechanismus (Blutpumpe!) nicht behindern?
Stellen Sie sich das Laufen in schweren, starren Eisenschuhen bequem vor? Möchten Sie mit Eisenschuhen Sport treiben oder eine Wanderung machen? Oder würden Sie bequeme Sportschuhe aus modernen, bewegungsfreundlichen Materialien den Eisenschuhen vorziehen?
Ist ein Eisenbeschlag mit gutem Gewissen der Gesundheit des Pferdes zu zumuten?
(Vorteile des Kunststoffbeschlages und alternative Methoden des Hufschutzes sowie Informationen über den Pferdehuf siehe: „Hufe, Hufbearbeitung und Hufschutz“)
 
     
 

Futtertröge/Heuraufen in „handlicher“ Höhe

Die meisten Futtertröge für Pferde sind in einer Höhe von 1m oder höher angebracht. Die überschrift verrät schon den Grund für die Höhe der Futterbehälter nämlich die praktische Handlichkeit. Der „Stallmeister“ kann in handlicher Höhe das Futter verteilen ohne sich Bücken zu müssen.
Diese „praktische Errungenschaft“ kommt aus der Zeit, in der die Ständer-/Boxenhaltung „erfunden“ wurde.

Doch was bedeutet eine Fresshaltung mit dem Kopf auf ca. 1 m Höhe für das Pferd?

Pferde fressen naturgemäß fast nur vom Boden aus!
Die Kauflächen der Pferdezähne weisen harte Schmelzfalten mit dazwischen liegendem weichem Dentin auf dadurch und durch die Anordnung der Ober- und Unterkieferzähne „schärfen“ sich Pferdezähne während der Kautätigkeit selbst. Der Abrieb der Pferdezähne liegt bei 2 bis 4 Millimetern pro Jahr (Pferdezähne schieben kontinuierlich nach).
Nur mit dem Kopf am Boden ist das naturgemäße Gleichgewicht zwischen Ober- und Unterkiefer des Pferdes vorhanden − Ober- und Unterkiefer „decken“ sich während der Kautätigkeit, Backen- und Schneidezähne werden gleichermaßen abgenutzt, der Abrieb der Kauflächen erfolgt gleichmäßig. In einer Kopfhaltung von ca. 1m Höhe „fällt“ der Unterkiefer des Pferdes um etwa 3-6 Millimeter zurück. (Das können Sie leicht mit Ihren Händen am Pferdekopf ertasten.) Die Folge ist ein ungleichmäßiger Abrieb der Zähne. Es bildet sich am ersten Backenzahn des Oberkiefers und am hintersten Backenzahn des Unterkiefers ein „Haken“. Die mittleren Oberkieferschneidezähne werden zu lang, weil das „Gegenüber“ fehlt und „schieben“ dadurch schräg nach vorne. Die zu lang gewachsenen Zähne und die entstandenen Zahnhaken können die gegenüberliegende Kieferseite verletzen. In Folge dessen kann das Pferd Kauprobleme bekommen und davon Verdauungsschwierigkeiten etc.
Wie sinnvoll sind also Futtertröge/Heuraufen in „handlicher“ Höhe wirklich?