Erlebnisse, Erfahrungen, Erkenntnisse

 
   
     
 
 
     
  Auszug aus meinem Tagebuch:  
  Lilly
 
     
     
  Am 13.09.2014 kam Lilly zu uns. Wir kamen über einige Zufälle auf die wundervolle Trakehnerstute.Lilly ist im Juli 2012 geboren, ist bei einem privaten Züchter im Herdenverband aufgewachsen und hat mit Menschen noch fast keine Erfahrungen gemacht. Mein großer Wunsch ist es seit Jahren, einmal ein Pferd zu haben, das völlig unbelastet ist, ein unbeschriebenes Blatt sozusagen. Mit Lilly erfüllte ich mir diesen Traum, konnte aber noch nicht recht fassen, dass so viele positive Zufälle mitspielten. Für den Hängertransport musste Lilly vom Tierarzt sediert werden. Als Lilly bei uns ankam, war sie sofort neugierig und erkundete gelassen ihr neues Zuhause. Lea und Smokey waren auf der hinteren Weide vorerst auf Abstand gehalten. Lilly war von Anfang an sehr freundlich und menschenzugewandt. Bereits am zweiten Tag begann ich mit Berührungen und Bürsten. Lilly genießt Berührungen sehr, sie ist sehr verschmust und lässt sich mit großer Hingabe überall anfassen und kraulen. Ich cremte ihre Mähne und ihre Schweifrübe ein, da diese Bereiche stark abgeschubbert waren. Dieses Cremen genoss sie sehr. Führen kennt Lilly gar nicht, das wird sie alles nach und nach lernen. Auch eine Hufbearbeitung steht an, da der linke Hinterhuf stark nach außen wächst und einen Riss hat. Allerdings möchte ich das langsam angehen, damit Lilly erst einmal mit Ruhe das freiwillige Hufegeben lernt.

Am 15.09.14 also erst zwei Tage nach Lillys Ankunft bewahrheitete sich meine Prophezeihung, dass ich doch niemals so viel Glück haben könne durch so viele Zufälle ein so großartiges Pferd zu bekommen. Ich kam von der Arbeit nach Hause – überall im Paddock Blut. Lilly hatte sich an der Paddockeingrenzung irgendwie einen Teil vom linken Hinterhuf weggehebelt. Durch den überstehenden Tragrand des Hufes und den Riss im Huf wurde der Ausbruch des Hufes begünstigt. Durch einen üblen Zufall riss der Huf mehrere Zentimeter nach oben ein, die Lederhaut wurde freigelegt und zum Teil verletzt. Ich war erst mal fix und fertig. Ich konnte die Wunde nicht mal untersuchen, da sich Lilly nicht an das verletzte Bein fassen ließ. Führen und Anbinden kannte sie ja auch nicht, ich war am Verzweifeln. Zuerst rief ich den Tierarzt und den Huforthopäden an. Dann meinen Christof in der Arbeit, er kam sofort nach Hause.

Als der Tierarzt eintraf, bekam Lilly erstmal eine Beruhigungsspritze, damit wir in Ruhe die Verletzung ansehen konnten. Es war ein großes Stück Seitenwand und Sohle komplett weggebrochen. Unter dem bereits vorher bestehenden Riss hatten sich anscheinend hornzersetzende Bakterien angesammelt, die das Horn mürbe machten. Die Lederhaut lag frei, hatte aber zum Glück mittlerweile aufgehört zu bluten. Die Wunde wurde vom Tierarzt gereinigt und mit einer Jodsalbe behandelt. Dann wurde ein Hufverband angelegt.

So hatte ich mir den Beginn der Freundschaft mit Lilly nicht vorgestellt … ich war mit den Nerven am Ende.

Für den Freitag drauf, also in 4 Tagen hatten wir den nächsten Tierarzttermin zum Verbandwechseln. Ich verbrachte jeden Tag viel Zeit mit Lilly um ihr Körperbewusstsein mittels Berührungen und Abstreichen zu schulen und das Heben der Beine zu üben. Als am Freitag der Tierarzt kam, war Christof da, um Lilly zu halten und sie ggf. mit Leckerlis abzulenken, ich hielt ihr Bein und der Tierarzt wechselte den Verband. Es klappte alles sehr gut. Lilly ist ein großartiges Pferd.



Nun mussten unsere Führübungen weiterhin zurückstehen, da Lilly natürlich Schmerzen hatte und lahm ging. Allerdings stellte ich sie mittlerweile mit Lea zusammen, Smokey musste ich leider noch abtrennen, er verhielt sich sehr boshaft. Sobald Lea mit Lilly zusammenschnupperte, kam Smokey wie ein wilder Stier auf Lilly zugerannt, er verfolgte sie, biss und trat nach ihr. Richtig heftig und sehr gefährlich. Deshalb ließ ich Smokey anfangs nur unter Aufsicht mit auf die gemeinsame Weide.

Einige Tage später konnte ich alle drei zusammen auf die Weide gehen lassen, es verlief alles friedlich, alle Pferde legten sich auch zum Schlafen nieder und die Dreiergruppe blieb stets beieinander. Nur an der Heurundraufe gibt es Schwierigkeiten, Lea und Smokey lassen Lilly nicht an die Heuraufe zum fressen. Ich habe nun an verschiedenen Stellen im Stall Heunetze aufgehängt und überlege nun, mehrere Großraumheunetze zu besorgen und die Rundraufe ganz abzuschaffen.



18.10.2014

Lilly bereitet uns große Freude, sie ist ein richtiger Sonnenschein. Ihre Hufverletzung heilt gut, sie läuft wieder fast normal. Bis allerdings das Hufhorn nachgewachsen ist, wird es jedoch noch einige Wochen dauern. Bis dahin ist Vorsicht angesagt, um die offenen Stellen nicht wieder zu verletzen. Lilly ist leider ein großer Tollpatsch, sie hat mittlerweile diverse Blessuren, weil sie sich zu jeder Gelegenheit irgendwo stößt, dabei ist unser Stall wirklich absolut verletzungssicher. Bei Freudensprüngen auf der Weide sitzt sie immer mal wieder auf dem Hintern. Ihr Körper ist wohl schneller gewachsen als ihre Koordinationsfähigkeit. Ich hoffe, dass keine weitere schwere Verletzung dazu kommt, mit der Hufverletzung sind wir erstmal „bedient“. Die Körperbewusstseinsübungen und Berührungen tun ihr sehr gut und ich denke, dass sie damit ein immer besseres Gefühl für ihren Körper bekommen wird. Die Führübungen mit Lilly laufen sehr gut. Sie lässt sich mittlerweile problemlos auf der Weide umherführen und geht auch freiwillig mit auf den Paddock. Wir haben auch schon begonnen, das Führen auf Abstand zu trainieren, es klappt hervorragend. Antraben und wieder Durchparieren zum Schritt sowie zum Stehen ist für Lilly kein Problem und sie hat sofort meine Körpersprache und meine Lobesworte verstanden. Einige Male habe ich mit Lilly schon die Umzäunung verlassen und einen Ausflug gewagt. Für Lilly ist die große, weite Welt sehr spannend, sie ist sehr aufgeregt und zappelig, deshalb dauern unsere Ausflüge momentan nur 10-15 Minuten. Auch für mich ist das alles sehr aufregend. Es ist für mich eine tolle Erfahrung. Und es ist schön, dass sich wieder einmal bestätigt, dass ein Pferd, welches keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gesammelt hat und nicht abgestumpft wurde, sehr detailliert auf menschliche Körpersprache reagiert und kooperativ und lernwillig ist.

 
     
  10. Oktober 2014

Das erste Mal außerhalb der Weide bzw. des Paddocks. Lilly ist sehr aufmerksam und achtet auf jede meiner Bewegungen.
 
     
     
     
     
     
     
     
  18.10.2014

Lilly lässt sich auf der Weide wunderbar aufhalftern und geht aufmerksam mit zum Übungsplatz. Sie freut sich auf unsere gemeinsame Beschäftigung :-).
 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
  Das Durchparieren zum Anhalten durch Abstreichen mit der Gerte hat Lilly sofort verstanden. Sie hat große Freude bei den gemeinsamen Übungen.  
     
     
     
  Wir üben das Beine heben. Lilly ist aufmerksam und fühlt in ihren Körper hinein. Meine Berührungen helfen Lilly ihre Beine besser wahrzunehmen und die Balance zu finden.  
     
     
     
     
     
     
     
     
     
 
 
   Neues Familienmitglied Lilly 13.09.2014...
 Lilly / Sandlieferung / 28.10.2014...