Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
  [...] Laufen Deine Pferde immer Barhuf oder verwendest Du auch Hufschuhe?  
     
  Meine Meinung dazu:  
  Ich reite bzw. führe meine beiden Pferde (erfolgreich!) barhuf. Nur für die ganz langen Strecken verwende ich Hufschuhe. Für meine Stute habe ich "Easyboots" und für meinen Wallach "Boa Boots". Für mich sind bisher die "Boa´s" am Besten, wir haben noch nie einen Schuh verloren, das An- und Ausziehen ist sehr einfach und mein Pferd findet´s angenehm. Leider sehen die "Boa´s" etwas globig aus und das Reiten in Seitengängen fällt schwer, da die Schuhe vorne eine große Schnalle haben.
Ansonsten sind die "Easyboots" auch super, nur dass ich diese in schwierigem Gelände gelegenlich verloren habe, was nicht so toll ist. Mit Hufschuhen anderer Marken habe ich keine Erfahrung.

*** Mehrere Hinweise und Erfahrungsberichte siehe weiter unten ***
 
     
  Hufschuhe müssen an jedes Pferd individuell angepasst werden. Der Huforthopäde/Hufpfleger ist da der richtige Ansprechpartner. Bei normalen Bearbeitungsintervallen bleibt der Huf (annähernd) in Form, so dass der Schuh niemals drückt. In der Anfangsphase der Barhufumstellung kann der Schuh öfter benutzt werden, jedoch keinesfalls dauernd, sonst hat der Huf keine Möglichkeit abzuhärten. Der Huf benötigt unbedingt „Training“ auf verschiedenen Untergründen. Wenn der Huf in einem gesunden Zustand ist, werden Hufschuhe nur noch für sehr lange Ritte notwendig. Es kann sein, dass nach der Heilung des Hufzustandes der Huf eine andere Form hat (wenn die verbogenen Wände wieder gerade gewachsen sind) – evtl. muss dann ein neuer Hufschuh bzw. eine andere Größe angepasst werden. Infos zu Hufschuhen gibt es u.a. hier: www.grays-hufschuhe.de  
     
  Schuhe als Hufschutz sind übrigens "älter" als das Hufeisen. Hier abgebildet "Hufschoner" wie sie früher benutzt wurden. Das Bild entstand im Freilandmuseum Neusath-Perschen.  
     
  *** Buchtipps ***
Jochen Biernat / Konstanze Rasch „Der Weg zum gesunden Huf“
Politt „Farbatlas Huf“
Hiltrud Strasser „Pferdehufe ganzheitlich behandeln“
Hiltrud Strasser „Was spricht eigentlich gegen Hufbeschlag“

Meine Erkenntnisse in Bezug auf Barhuf:

Ohne Zweifel ist der Barhuf das Gesündeste und Natürlichste für alle Pferde. Jedes Pferd kann mit guter Hufbearbeitung Barhuf laufen, evtl. mit temporärem Hufschutz (Hufschuhe). Auch sämtliche Krankheiten (Hufrehe, Strahlbeinlahmheit, Hornspalten, usw.) und Fehlstellungen (zeheneng, zehenweit, kuhhessig, usw.) können durch die richtige Bearbeitung am Barhuf geheilt oder mindestens verbessert werden. Eine richtige Hufbearbeitung zielt darauf ab, den Huf in eine gleichmäßige Balance zu bringen, bzw. die natürliche Balance zu erhalten, und vorbeugend „Probleme“ abzusehen und einzudämmen.
Der gesunde Barhuf dient dem Pferd als Blutpumpe, Lastverteiler, Stoßfänger, Ausscheidungsorgan und Tastorgan. Durch die Hufmechanik wird eine gute Durchblutung des Hufes, die Voraussetzung ist für gesundes Hornwachstum sowie elastische Sehnen und Bänder, gewährleistet. Die Hufmechanik ist ein selbstständiges „System“, bei jedem Schritt verwindet sich der Huf dem Boden entsprechend anders und zwar vertikal und horizontal. So werden die Huflederhäute zur Durchblutung und Hornproduktion angeregt. Das Strahlpolster wirkt zusammen mit den elastischen Hufknorpeln als Stoßdämpfer.

In der langen Evolutionsgeschichte des Pferdes hat die Natur mit dem Huf ein funktionierendes „System“ für sämtliche verschiedene Untergründe erschaffen, das dem Pferd eine körperschonende und dennoch schnelle Bewegung erlaubt.

Vorteile des Barhufpferdes:
* funktionierender Hufmechanismus, dadurch gute Durchblutung von Huf und Gliedmaße – Gesunderhaltung des gesamten Bewegungsapparates
* natürliche Lastverteilung im Huf und dadurch der gesamten Gliedmaße
* Ausgleich von Bodenunebenheiten erfolgt durch den Huf (Verformung der Hornkapsel/Strahlpolster/Hufmechanik)
* Gefühl für Beine und Hufe ist vorhanden, das Pferd achtet auf seine Beine und läuft trittsicher
* verringerte Rutschgefahr durch die Anordnung der einzelnen Hufabschnitte (Strahlfurchen, Eckstreben, Verteilung von Hart- und Weichhorn, usw.)
* der Huf kann seine Aufgabe als Ausscheidungsorgan für diverse Eiweißstoffe u. ä. erfüllen (durch den Abrieb des zu langen Horns bzw. Zerfallshorn der Sohle werden Abfallprodukte des Körpers mit wegtransportiert, das ist eine wichtige Unterstützung für den Stoffwechsel der inneren Organe, z.B. Niere und Leber).
* Heilung von Huf-/Beinkrankheiten und Fehlstellungen sanft und langsam durch entsprechendes Bearbeiten der Barhufe möglich
* geringe Verletzungsgefahr für 1. das Pferd selbst (Streifen des gegenüberliegenden Beines, in die Ballen treten, usw.), 2. für die anderen Pferde (Herdenhaltung, Koppelgang, usw.), 3.* für den Menschen (Ausschlagen, auf den Fuß treten usw.)

Nachteile gibt es für Barhufpferde keine! (Gelegentlich wird von Reitern erwähnt, dass man Barhufpferde nicht über jeden Untergrund in flotter Gangart reiten könne, das wäre –deren Ansicht nach- wohl ein Nachteil. Das sehe ich nicht als Nachteil an… ich würde auch ein beschlagenes Pferd nie über unebenen, harten Untergrund in flottem Tempo reiten. Zwar geht das beschlagene Pferd gefühllos und deshalb willig über unebenen, harten Untergrund, schadet damit aber erheblich (kurz- oder langfristig) seiner Gesundheit. Das Barhufpferd achtet auf seine Hufe und Beine, dadurch werden harte Stöße auf die Gliedmaßen und den Bewegungsapparat des Pferdes vermieden. Zudem gleicht der Barhuf durch Verformen der Hufkapsel Unebenheiten aus. Mir ist es lieber, das Pferd läuft vorsichtig und damit körperschonend über unebenen Untergrund.)

Ich bin mittlerweile aus Erfahrung überzeugt: Hufschuhe sind der optimale Hufschutz! Ich rate aus Erfahrung und Überzeugung jedem Reiter zu einem Barhufpferd und einer Ausstattung Hufschuhe. Das Pferd genießt in seiner „Freizeit“ alle Vorteile des Barhufes. Auch die "normale Nutzung" des Pferdes ist ohne Hufschuhe möglich (Reiten in Halle oder Reitbahn, Spaziergänge oder Ausritte im Gelände). Für größere Ausritte oder Ritte in unbekanntes Gelände können die Hufschuhe mitgenommen werden, um sie bei Bedarf an zu ziehen.
Die Hufschuhe sollten dem Pferd gut angepasst werden, auf keinen Fall darf der Schuh drücken, scheuern oder verrutschen.
Hufschuhe sind da, um zu hohen Hornabrieb zu verhindern. Niemals dürfen Hufschuhe verwendet werden, um ein Pferd mit einer krankhaften Hufform (also ein fühlig laufendes Pferd) zum „normalen“ Laufen zu bringen. In einem solchen Fall ist unbedingt eine Heilung des kranken Hufzustandes notwendig. Natürlich kann für Übergangs- und Gewöhnungszeiten ein Hufschuh verwendet werden, niemals jedoch als Dauerlösung für schlecht bearbeitete, schmerzende Hufe.
 
     
  Meine Erfahrungen mit Easyboots:

Diese Hufschuhe sind verhältnismäßig leicht anzuziehen, jedoch benötigt man ein Band und gegebenenfalls einen Plastikhammer (muss man also auf Ausritten dabei haben). Der Pferdehuf wird in den Schuh gesteckt und mit dem Hammer oder Handballen wird der Schuh auf den Huf geklopft. Mit Hilfe eines Bandes oder einer Schnur wird das „Trachtenband“ über die Trachten gezogen. Zu guter Letzt wird die vordere (verstellbare) Schnalle geschlossen. Zum Öffnen der Schnalle benötigt man einen Hufkratzer oder ähnliches Werkzeug. Alles in Allem geht das An- und Ausziehen recht einfach und ohne Kraftaufwand, nachteilig empfinde ich jedoch die benötigten „Hilfmittel“. Die Easyboots halten sehr gut am Pferdehuf, doch leider nicht 100%ig, ein paar Mal ging mir ein Schuh in relativ schwierigem Gelände verloren – das ist jedoch absolute Ausnahme. Vorteilhaft ist auch, dass der Schuh relativ niedrig ist und somit keinerlei Haut und weiches Gewebe berührt, Scheuerstellen sind also ausgeschlossen. Der Easyboot hat im unteren Trachtenbereicht Haken, diese sorgen wirkungsvoll dafür, dass der Schuh nicht seitlich verrutscht. Leider hinterlassen diese Haken Kratzer im Huf, das ist jedoch unbedenklich. Ein weiterer Vorteil ist das geringe Gewicht des Easyboot, die Pferde laufen wirklich wie Barhuf. Ich kann den Easyboot als Hufschuh empfehlen.


Meine Erfahrungen mit Boa Horseboots:

Dieser Hufschuh ist sehr leicht anzuziehen. Einfach über den Huf stülpen, Huf absetzen und durch Drehen die Schnalle schließen, Schutzkappe drauf – fertig. Die Handhabung ist wirklich kinderleicht.
Da der Boa Hufschuh bis über den Huf in weiches Gewebe (Kronrand, Ballen, Haut) hinaufgeht, ist die richtige Größe ganz besonders wichtig, da der Schuh sonst scheuern oder drücken kann. Leider ist der Boa Hufschuh auch etwas globig im Aussehen und auch vom Gewicht her relativ schwer. Smokey muss sich immer erst ein wenig damit „einlaufen“, nach ein paar Schritten läuft er jedoch völlig normal. In allen Gangarten und auf jedem Boden hält der Boa sehr gut am Pferdehuf, ich hatte bisher keinerlei Schwierigkeiten. Auch Wasserdurchquerungen und Matsch waren bisher kein Problem für die Boa Hufschuhe.
Diesen Hufschuh würde ich immer wieder kaufen.

Es gibt natürlich noch viele andere Hufschuhe auf dem Markt, leider habe ich diese nicht ausprobiert und kann deshalb darüber kein Urteil fällen. Ich freue mich über Erfahrungsberichte (evtl. auch zur Veröffentlichung) per e-mail.
 
     
 
 
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