Aufgekommene Fragen... |
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Ich wurde gefragt: | ||||
[...] da meine Stute immer mehr gesundheitliche Probleme durch den Eisenbeschlag hat, möchte ich mich über Alternativen (Kunststoff) informieren. [...] | ||||
Meine Meinung dazu: | ||||
Ich freue mich, dass Du Dich für Alternativen zum althergebrachten Hufeisen interessierst. Meine Erfahrungen und mein bisher gesammteltes Wissen bezüglich des Eisenbeschlages sind Folgende: Das starre Hufeisen schränkt den Hufmechanismus stark ein, die so wichtige Durchblutung des Hufes ist massiv behindert. Es wird sprödes, minderwertiges Hufhorn produziert, Hufkrankheiten werden befördert und das Pferd verliert das Gefühl im Huf und für seine Beine. Durch das erhebliche Gewicht des Eisens (Pendelbewegung) werden die Gelenke, Bänder, Muskeln und Sehnen des Pferdes geschädigt. Durch das Nageln wird die Hufwand zerstört, außerdem sitzen die Nägel nahe an der Huflederhaut (in der „Weißen Linie), so dass Kälte über die Nägel bis fast an die normalerweise geschützte Huflederhaut durchdringt und dadurch Reizungen entstehen können. Durch diese Reizungen funktioniert die Hornproduktion, die in der Huflederhaut stattfindet, nicht mehr einwandfrei – die Hornproduktion verlangsamt sich, es wird minderwertiges Horn produziert. Das Eisen vibriert bei jedem Schritt und überträgt so harte Stöße und erhebliche Schwingungen auf den Pferdehuf und den gesamten Pferdekörper. (Schlagen Sie nur einmal mit einem Eisenstück auf einen harten Untergrund, dann spüren Sie die starke Vibration.) Das Eisen stellt eine unnatürliche Belastungssituation für den Pferdehuf her. Normalerweise trägt der Strahl einen Teil des Körpergewichtes mit bzw. fängt Stoß ab, was beim Eisenbeschlag auf Grund der Form des Eisens nicht der Fall ist. Der Huf nützt sich unter dem Eisen nicht ab (außer an den Trachten), deshalb entstehen lange Wände, die sich meistens krankhaft verbiegen, dadurch wiederum entstehen Spalten und Risse. Durch die Abnutzung im Trachtenbereich (Ausdehnen und Zusammenziehen des Hufes, da nur im vorderen Hufbereich genagelt wird) entstehen oft untergeschobene Trachten und/oder Zwanghufe. Grundsätzlich ist der Eisenbeschlag das Unnatürlichste überhaupt und in jeder Hinsicht sehr schädlich für die Pferdegesundheit. Natürlich gibt es auch Pferde, die mit Eisenbeschlag alt werden,… aber das ist die Ausnahme. Statistisch gesehen erfolgen ca. 80% aller Pferdetötungen auf Grund von Lahmheiten, über 90% (!!!) dieser Lahmheiten sind auf Hufkrankheiten bzw. krankhafte Hufformen zurück zu führen (Quelle: Statistische Auswertung der Vereinigte Tierversicherungsgesellschaft). Für mich gute Gründe, meine Pferde niemals mehr mit Eisen beschlagen zu lassen. (Möchten Sie mit Eisenschuhen wandern gehen oder Sport treiben? Ich nicht!) Der Eisenbeschlag ist demnach kein Nutzen also „Schutz“ für den Huf, sondern in jeder Hinsicht schädlich für den Huf und für das Pferd. Heutzutage müsste auch kein normal genutztes Pferd mehr Eisen tragen, nur die Reiter profitieren von einem Pferd, das „schmerzfrei“ (weil gefühllos) über alle Untergründe läuft, zudem ist der Eisenbeschlag die billigste Variante des (so genannten) „Hufschutzes“. Neben dem normalen Eisenbeschlag gibt es noch Sonder-Eisenbeschläge.Da gibt es die verschiedensten Arten, häufig wird ein Beschlag einer bestimmten Eisenform –auch „Orthopädischer Beschlag“ genannt- verwendet, eine Bezeichnung, die überhaupt nicht zutrifft. Orthopädie hat nämlich das Ziel der Heilung und nicht der Nutzbarmachung - dies ist ein meilenweiter Unterschied. Besonders bei Hufrollenentzündung, Hufrehe, Gangfehlern, schiefen Beinstellungen, untergeschobenen Trachten u.ä. werden solche Sonderbeschläge angebracht, die den Huf mitsamt der Gliedmaße in eine unnatürliche Stellung bringen (z.B. durch ein- oder beidseitige Erhöhungen, abgerundete Zehen, usw.). Bei jeder Stellungsveränderung der Pferdegliedmaße wird das Ziel der Schmerzfreiheit, somit Nutzbarkeit forciert. Meiner Meinung nach ist nicht Schmerzfreiheit, sondern Heilung erstrebenswert, die mit einem Eisenbeschlag nie zu erreichen ist. Oft wird der Gesundheitszustand des Pferdes durch den „Orthopädischen Beschlag“ schlechter anstatt besser. Neben verschiedener Formen der Spezialbeschläge gibt es auch noch verschiedene „Einlagen“ für die Eisen, z.B. Silikonpolster, Teppicheinlagen, verklebte Plastiksohlen, usw. Jede dieser Einlagen verhindern eine sorgfältige Pflege des Hufes von unten, oft befördert der entstandene Luftabschluss Bakterienvermehrung und Gammel (Strahlfäule, Hufkrebs, hohle Wand, Hufgeschwür, Hufabszess, etc.). Ich habe (leider) Erfahrungen mit sämtlichen Sonderbeschlägen gemacht und kann wirklich nur davon abraten. Nebenbei gelten natürlich auch für Sondereisenbeschläge alle Nachteile der normalen Eisenbeschläge. Auch durch ein Silikonpolster wird der starke Stoß des Eisens nicht nennenswert gedämpft. Doch nun zu den Alternativen: Seit vielen Jahren gibt es verschiedene Kunststoffbeschläge auf dem Markt. Die Anfänge dieser Kunststoffbeschläge waren zum Teil „abenteuerlich“. Oft war das Plastik zu biegsam, so dass sich sämtliche Fremdkörper (Grashalme, Sandkörner, Einstreu, sogar dünne Ästchen) zwischen Beschlag und Huf verklemmten. Natürlich konnten diese Fremdkörper mit Menschenhand leicht entfernt werden, das Pferd konnte sich jedoch nicht alleine gegen diese „drückenden Fremdkörper“ zur Wehr setzten. Solche weichen Kunststoffbeschläge sind immer noch auf dem Markt, hiervon möchte ich jedoch aus besagten Gründen abraten. Ich habe mich damals über sämtliche verschiedene Kunststoffbeschläge informiert und mich in Zusammenarbeit mit einem Hufbeschlagsschmied für den „Easy-Walker“ entschieden. Für Kunststoffbeschläge gelten die Nachteile aller Beschläge, was das Nageln und die lang werdenden Hufwände betrifft. Ein weiterer Nachteil des Plastiks ist sind die „unruhigen“ Nägel. Der eigentliche Vorteil des Kunststoffes, nämlich die Biegsamkeit, wird für die Nägel in der Hufwand zum Nachteil. Durch das sich bewegende Plastik, bewegen sich auch die Nägel und lockern sich dadurch in der Hufwand. Je nach Hornqualität können Ausbrüche oder gar hohle/lose Wände entstehen. Erwähnt sein auch noch, dass der Kunststoffbeschlag gegenüber dem Eisenbeschlag teuerer ist, aber der Kunststoffbeschlag ist gesünder für das Pferd. Vorbeugen ist besser als heilen – somit sollte lieber etwas mehr Geld in die Gesunderhaltung des Pferdes investiert werden, anstatt nachher in die Heilung, sprich Tierarzt usw. Durch die Form des Kunststoffbeschlages (breite Fläche und hinten geschlossen mit imitierter Strahlspitze) wird auch der Hufstrahl mit Gewicht belastet, es wird also eine natürliche Belastungssituation für den Huf hergestellt. Der Kunststoff ist sehr leicht, was eine Belastung für Gelenke, Bänder und Sehnen ausschließt. Der Kunststoff ist biegsam, somit ist der Hufmechanismus nicht eingeschränkt, der Huf wird gut durchblutet. Der Huf passt sich bei jedem Schritt dem Untergrund an (durch leichte Verformung), so wird eine Belastung der Gelenke vermieden. Das Pferd ist -wenn auch eingeschränkt- fähig, den Boden unter seinen Hufen zu erfühlen. Der Kunststoff ist federnd und Stoß dämpfend, es werden keine Stöße auf das Pferdebein übertragen, der Huf inklusive Strahlpolster kann seine Fähigkeit als Stoßfänger ausüben (im Huf wird quasi die Energie des Auffußens durch die Hufmechanik umgewandelt). Wer einen dauerhaften Beschlag möchte, der sollte unbedingt einen (guten!) Kunststoffbeschlag dem Eisenbeschlag vorziehen – das Pferd wird es Ihnen mit gesunden Beinen danken. Die Beschlagsintervalle müssen bei Kunststoffbeschlägen sehr kurz sein, da sich sonst die Hornkapsel verformt (noch mehr als bei Eisenbeschlag). Bei Pferden mit sprödem Horn sind durch das bewegliche Kunststoffmaterial außerdem Hornausbrüche möglich, da die Nägel vermehrt im Horn "arbeiten". Ich würde meine Pferde nie mehr mit Eisen beschlagen lassen, Eisen haben nur Nachteile fürs Pferd. Kunststoff ist aber auch nicht die ausgereifte Methode... meine Stute war lange Zeit mit Kunststoff (Easy Walker) beschlagen. Die Beschlagstechnik für Kunststoff ist anders als beim Eisen. Der Huf wird anders vorbearbeitet, weil ein Aufbrennen nicht möglich ist, zusätzlich müssen die Nägel im Kunststoff "versenkt" werden, damit das Pferd nicht auf den Nägeln läuft, sondern auf dem weichen Kunststoff. Kunststoffbeschlag ist -meiner Meinung nach- bedingt zu empfehlen, aber in jedem Fall dem Eisenbeschlag vorzuziehen, wenn ein Barhuflaufen nicht angestrebt wird. Meine Pferde laufen mittlerweile Barhuf, für lange Strecken verwende ich passende Hufschuhe. Damit bin ich sehr zufrieden und die Hufe meiner Pferde sind gesund. Die Umstellung auf Barhuf erfordert viel Geduld und Rücksichtnahme vom Menschen. Bei meiner Stute hat es fast ein Jahr gedauert bis sie einwandfrei auf allen Untergründen lief, bei meinem Wallach über ein halbes Jahr. Durch den Beschlag bildet sich minderwertiges Horn, zudem verformt sich oft die Hufkapsel - es dauert ca. ein Jahr bis der Huf komplett durchgewachsen ist. Bis der Huf völlig gesund ist, kann es noch viel länger dauern, da es oft nicht möglich ist von Anfang an alle Hebelkräfte der verbogenen Wände auszuschalten. Barhuf ist das Gesündeste fürs Pferd und den "Aufwand" wert. Mit Hufschuhen habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Mein Wallach trägt "Boa Boots", meine Stute "Easy Boots". Hinweis: mein Webtipp www.barhuf.de.vu |
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Kunststoffbeschlag der Marke "Easywalker" - momentan die modernste Kunststofflösung für Hufbeschlag auf dem Markt. Der Kunststoffbeschlag ist auf jeden Fall dem Hufeisen vorzuziehen, da durch den Kunststoff die Hufmechanik uneingeschränkt erhalten bleibt und keine zusätzliche Stoßwirkung auf die Gliedmaße trifft. Noch besser für die Pferdegesundheit wäre Barhuf (mit Hufschuhen), das ist jedoch meistens nicht von "heute auf morgen" umzusetzen und verlangt Rücksichtnahme und Engagement vom Pferdehalter. | ||||
*** Buchtipps *** Armin Kasper „Hufkurs für Reiter“ Jochen Biernat / Konstanze Rasch „Der Weg zum gesunden Huf“ Politt „Farbatlas Huf“ Hiltrud Strasser „Pferdehufe ganzheitlich behandeln“ Hiltrud Strasser „Was spricht eigentlich gegen Hufbeschlag“ Meine Erkenntnisse in Bezug auf Barhuf: Ohne Zweifel ist der Barhuf das Gesündeste und Natürlichste für alle Pferde. Jedes Pferd kann mit guter Hufbearbeitung Barhuf laufen, evtl. mit temporärem Hufschutz (Hufschuhe). Auch sämtliche Krankheiten (Hufrehe, Strahlbeinlahmheit, Hornspalten, usw.) und Fehlstellungen (zeheneng, zehenweit, kuhhessig, usw.) können durch die richtige Bearbeitung am Barhuf geheilt oder mindestens verbessert werden. Eine richtige Hufbearbeitung zielt darauf ab, den Huf in eine gleichmäßige Balance zu bringen, bzw. die natürliche Balance zu erhalten, und vorbeugend „Probleme“ abzusehen und einzudämmen. Der gesunde Barhuf dient dem Pferd als Blutpumpe, Lastverteiler, Stoßfänger, Ausscheidungsorgan und Tastorgan. Durch die Hufmechanik wird eine gute Durchblutung des Hufes, die Voraussetzung ist für gesundes Hornwachstum sowie elastische Sehnen und Bänder, gewährleistet. Die Hufmechanik ist ein selbstständiges „System“, bei jedem Schritt verwindet sich der Huf dem Boden entsprechend anders und zwar vertikal und horizontal. So werden die Huflederhäute zur Durchblutung und Hornproduktion angeregt. Das Strahlpolster wirkt zusammen mit den elastischen Hufknorpeln als Stoßdämpfer. In der langen Evolutionsgeschichte des Pferdes hat die Natur mit dem Huf ein funktionierendes „System“ für sämtliche verschiedene Untergründe erschaffen, das dem Pferd eine körperschonende und dennoch schnelle Bewegung erlaubt. Vorteile des Barhufpferdes: * funktionierender Hufmechanismus, dadurch gute Durchblutung von Huf und Gliedmaße – Gesunderhaltung des gesamten Bewegungsapparates * natürliche Lastverteilung im Huf und dadurch der gesamten Gliedmaße * Ausgleich von Bodenunebenheiten erfolgt durch den Huf (Verformung der Hornkapsel/Strahlpolster/Hufmechanik) * Gefühl für Beine und Hufe ist vorhanden, das Pferd achtet auf seine Beine und läuft trittsicher * verringerte Rutschgefahr durch die Anordnung der einzelnen Hufabschnitte (Strahlfurchen, Eckstreben, Verteilung von Hart- und Weichhorn, usw.) * der Huf kann seine Aufgabe als Ausscheidungsorgan für diverse Eiweißstoffe u. ä. erfüllen (durch den Abrieb des zu langen Horns bzw. Zerfallshorn der Sohle werden Abfallprodukte des Körpers mit wegtransportiert, das ist eine wichtige Unterstützung für den Stoffwechsel der inneren Organe, z.B. Niere und Leber). * Heilung von Huf-/Beinkrankheiten und Fehlstellungen sanft und langsam durch entsprechendes Bearbeiten der Barhufe möglich * geringe Verletzungsgefahr für 1. das Pferd selbst (Streifen des gegenüberliegenden Beines, in die Ballen treten, usw.), 2. für die anderen Pferde (Herdenhaltung, Koppelgang, usw.), 3.* für den Menschen (Ausschlagen, auf den Fuß treten usw.) Nachteile gibt es für Barhufpferde keine! (Gelegentlich wird von Reitern erwähnt, dass man Barhufpferde nicht über jeden Untergrund in flotter Gangart reiten könne, das wäre –deren Ansicht nach- wohl ein Nachteil. Das sehe ich nicht als Nachteil an… ich würde auch ein beschlagenes Pferd nie über unebenen, harten Untergrund in flottem Tempo reiten. Zwar geht das beschlagene Pferd gefühllos und deshalb willig über unebenen, harten Untergrund, schadet damit aber erheblich (kurz- oder langfristig) seiner Gesundheit. Das Barhufpferd achtet auf seine Hufe und Beine, dadurch werden harte Stöße auf die Gliedmaßen und den Bewegungsapparat des Pferdes vermieden. Zudem gleicht der Barhuf durch Verformen der Hufkapsel Unebenheiten aus. Mir ist es lieber, das Pferd läuft vorsichtig und damit körperschonend über unebenen Untergrund.) Ich bin mittlerweile aus Erfahrung überzeugt: Hufschuhe sind der optimale Hufschutz! Ich rate aus Erfahrung und Überzeugung jedem Reiter zu einem Barhufpferd und einer Ausstattung Hufschuhe. Das Pferd genießt in seiner „Freizeit“ alle Vorteile des Barhufes. Auch die normale Nutzung des Pferdes ist ohne Hufschuhe möglich (Reiten in Halle oder Reitbahn, Spaziergänge oder Ausritte im Gelände). Für größere Ausritte oder Ritte in unbekanntes Gelände können die Hufschuhe mitgenommen werden, um sie bei Bedarf an zu ziehen. Die Hufschuhe sollten dem Pferd gut angepasst werden, auf keinen Fall darf der Schuh drücken, scheuern oder verrutschen. Hufschuhe sind da, um zu hohen Hornabrieb zu verhindern. Niemals dürfen Hufschuhe verwendet werden, um ein Pferd mit einer krankhaften Hufform (also ein fühlig laufendes Pferd) zum „normalen“ Laufen zu bringen. In einem solchen Fall ist unbedingt eine Heilung des kranken Hufzustandes notwendig. Natürlich kann für Übergangs- und Gewöhnungszeiten ein Hufschuh verwendet werden, niemals jedoch als Dauerlösung für schlecht bearbeitete, schmerzende Hufe. |
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Rückfragen bezüglich Barhuf / ... | ||||