Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
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Ich hab vor gut zwei Jahren mit meinem Pflegepferd nach Parellis Methode zu spielen und das hat auch gut geklappt, doch irgendwann (leider erst etwas spät, nämlich erst vor etwa einem Jahr) hab ich gemerkt, dass es das ja nicht sein kann. Ich sollte die ganze Zeit nur befehlen und mein Pferd hat sozusagen kein Mitspracherecht... Ich habe mich dann langsam von der Methode distanziert, doch irgendwie hat mir etwas Neues gefehlt, irgendwie ein "Beweis", dass es auch anders funktioniert, eben wie du es machst. Deine HP hat mir sozusagen den Kick gegeben, es wirklich mal so zu versuchen, wie es immer mein Traum war: nämlich in Freundschaft und Gleichberechtigung mit dem Pferd leben!

Jetzt hab ich aber eine Frage oder ein Problem oder wie man es auch immer nennen mag... =) mein Pflegepferd (leider kann ich nur einmal die Woche zu ihm...) scheint keinen Spass an der "Arbeit" zu haben. Ich hab ihn noch nie das Spielgesicht (vorgestreckte Oberlippe, zurückgenommene Ohren, glänzende Augen,...) gesehen, auch nicht wirklich im Umgang mit anderen Pferden. Wenn ich ihn zum Spielen auffordern möchte, z. B. durch weglaufen oder um ihn herumrennen, steht er nur da und schaut mich doof an, als wisse er nicht was ich von ihm wolle... Hast du mir einen Tipp, wie ich ihm verständlich machen kann, dass ich mit ihm spielen will? Ich glaube, er hat immer das Gefühl, er MÜSSE etwas machen, wie Arbeit. Da hat er natürlich keinen Spass... Ich glaube er ist allgemein etwas "verschlossen"... Er will nie schmusen kommen und er findet es auch nicht sonderlich toll, wenn ich ihn kraulen möchte. Ich glaube schon, dass er mich in seinem Herzen mag, aber er scheint es nicht wirklich zeigen zu können/wollen. Jedenfalls nicht so, wie ich es erwarten würde. Ich muss dazu sagen, dass wir da einander wahrscheinlich sehr ähnlich sind, auch ich habe Mühe, meine Gefühle anderen Menschen gegenüber wirklich zu zeigen, jedoch nicht gegenüber den Pferden...

Was meinst du dazu? Wie könnte ich ihn aus der Reserve locken?
 
     
  Meine Meinung dazu:  
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Ich freue mich sehr, dass Du einen gemeinsamen Weg MIT den Pferden gefunden hast, fernab von Dominanzgehabe und „Weichen lassen“. Wie Du musste auch ich in dieser Hinsicht erst Erfahrungen sammeln. Für mich war „Parelli“ deshalb so unschlüssig, da es immer darum ging, das Pferd etwas zu „fragen“ – doch in Wirklichkeit hatte das Pferd gar keine Wahlmöglichkeiten: entweder es gab die aus Menschensicht „richtige“ Antwort oder der Druck auf das Pferd wurde verstärkt. Mit Kommunikation hat das ja nun wenig zu tun wohl eher mit Kommandosprache. Schön, dass Du durch Nachdenken und Hinfühlen auch zu dieser Einsicht gelangt bist – das freut mich sehr.

In Deiner Erzählung erwähnst Du ein Wort, das oft in Beziehungen schwer wiegt, jedoch freie Beziehungen erheblich stört und jedes Lebewesen unter Druck setzt: Erwartung!
Um mit den Pferden auf freier, spielerischer Ebene in Verbindung treten zu können müssen wir alle unsere Erwartungen, Kontrollzwänge, vorgefassten Meinungen und Urteile loslassen. Wir müssen uns einlassen auf das was geschieht, einfach geschehen lassen, hinspüren und aus sich selbst heraus handeln und sein. Dann besteht die Möglichkeit zum Spiel! Wenn Du geistig frei auf Dein Pferd zugehst, wird sich Dein Pferd sicherlich nach und nach öffnen, wenn es merkt, dass Du nichts „erwartest“, dass er Kommen oder Gehen besser gesagt Spielen oder Nichtspielen :-) kann wie und wann er möchte. Freiheit innerlich und äußerlich ist die Grundvoraussetzung für ehrliches, freundschaftliches Spiel. Im ehrlichen Spiel kann es keinen Zwang zum Tun geben, jeder Spielpartner wird respektiert und seine Lust (oder Unlust) geachtet.

Etwas sehr Wichtiges erzählst Du auch: dass Dir Dein Pferd was Gefühle angeht „den Spiegel vorhält“ ---- genau das erfahre ich stetig aufs Neue und es ist eine wunderbare Chance für uns Menschen unsere förderungswürdigen Lebensbereiche zu entdecken und daran zu „arbeiten“. Pferde sind immer ehrlich und werten dabei nicht. Wenn Menschen lernen „aus sich heraus zu gehen“ und „ganz sich selbst darzustellen“, dann öffnen sich oft auch die Pferde, werden freier, lassen Spannungen los und erleben neuen Mut und Tatendrang :-).

Für das „Spielen auf Pferdeart“ kann ich Dir das Buch „Selbstbewusste Pferde“ von Imke Spilker empfehlen. Um Dich und Dein Pferd zu motivieren und im Vertrauen zu stärken, würde ich Dir die Bücher „Bea Borelles Pferdetraining“ und Natalie Penquitts „Lernspiele für Pferde“ ans Herz legen.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen weiterhin alles Gute mit Deinem Pferd.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
 
 
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