Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
  div.
Führen
Achtsamkeit
Wahrnehmung
Körpergefühl
Verantwortung
Longenarbeit
Respekt
 
     
  Meine Meinung dazu:  
   [...]

Gerne möchte ich nun versuchen, auf Deine Beschreibungen und Meinungsbitten einzugehen.

Das Thema "mein Bereich - Dein Bereich" ist ein sehr wichtiges Thema, wenn wir es mit so großen, schweren Tieren wie Pferden zu tun haben. Auch ich bestehe auf Rücksichtnahme seitens der Pferde. Fair Play bedeutet schließlich, auf den Schwächeren Rücksicht zu nehmen --- und das lernen Pferde bei guter Anleitung (mit richtigen Hintergedanken :-) recht schnell. Die "richtigen" Hintergedanken sind meiner Meinung nach UNBEDINGT Höflichkeit, gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme (NICHT Rangkampf, Raum einnehmen, Weichen lassen usw. wie das diverse Dominanzverfechter predigen). Pferde spüren sehr genau unsere Absicht hinter dem Tun. Sie reagieren ganz anders, wenn ich den Raum für mich beanspruche, weil ich das für richtig und höflich halte als wenn ich Raum beanspruche, weil ich Macht ausüben will.

Das Thema Aufmerksamkeit gehört natürlich zu diesem Thema untrennbar dazu. Denn nur wenn ich meinen Partner WAHRNEHME kann ich auf ihn achten. Da stimme ich Dir voll und ganz zu :-).



Dass Du beim Reiten Schwierigkeiten beim Abbiegen hast, "schiebe" ich erstmal auf mangelndes Gleichgewicht und/oder Einseitigkeit Deinerseits. Ich selbst trainiere ständig mein Körpergefühl, dennoch bin ich manchmal einseitig. Dadurch geben wir den Pferden falsche Signale ohne es zu merken. Deshalb nehme ich mir regelmäßig Zeit für Übungen, die mein Körpergefühl verbessern und meine Koordination schulen.

Hierzu noch eine Bemerkung am Rande: mit dem Zaum (egal ob gebisslos oder Gebiss) wird WEDER gelenkt NOCH gebremst. Ein Pferd, das über den Zügel kontrolliert wird, hat die Basisausbildung nicht lang genug durchlaufen und ich würde dahin zurückgehen. Sprich Bodenarbeit, am Besten mit dem Langzügel (Fahren vom Boden), etc.

Auch der Reiter muss unabhängig werden vom Zügel. Das Pferd wird sinnvollerweise mit unserem Körper "gebremst", damit es mit der Hinterhand untertritt und den Rücken aufwölbt, um die Temporeduzierung zu veranlassen. Pferde die durch den Zügel gebremst werden, bremsen auf der Vorhand und schaden damit ihrem Körper.

Es liegt an uns Menschen, die wir die Pferde "nutzen" möchten, den Pferden "gesunde" Bewegungen nahe zu legen und es liegt in unserer Verantwortung unseren Körper soweit zu schulen, damit wir das Pferd unterstützen können in seiner Bewegung. Ich würde Dir unbedingt Gleichgewichtsübungen und Übungen zur Verbesserung Deiner Körperkoordination nahe legen.

Dass den Pferden Gerittenwerden und "Arbeit" Spaß macht, auch wenn es manchmal anstrengend ist, davon bin ich überzeugt und meine Pferde beweisen mir das täglich aufs Neue. Lea und Smokey drängen zur Arbeit und freuen sich über neue Herausforderungen, weil sie daran "wachsen" können -- das genießen sie :-). Genauso wie wir Menschen das tun, wenn wir eine neue Aufgabe bewältigen :-).

Manchmal muss man den Pferden helfen ihren "inneren Schweinehund" zu überwinden, das kann manchmal mit etwas Nachdruck geschehen, aber immer im Sinne der Pferde und der Freundschaft mit ihnen.

Allerdings dürfen wir - wie bereits gesagt- niemals unsere Verantwortung vergessen. Nur wenn wir unseren Körper richtig einsetzen können, können wir das Pferd so reiten, dass es ihm gut tut und seiner Gesundheit zuträglich ist.



Zum Thema Gebisse durfte ich letzten Sommer etwas Neues erfahren, erleben, das mich sehr bereichert hat und mir zu einer neuen Meinung geholfen hat. Nämlich, dass ein sinnvoll eingesetztes Gebiss durchaus dem Pferd helfen kann, locker zu werden und Anlehnung zu finden. (Auch wenn ich mich wiederhole: Gebiss bzw. Zaum ist NICHT zum Bremsen oder Lenken gedacht!)



Ich finde es großartig, dass Du Dein Pferd regelmäßig von einer "guten Fee" und anderen Fachleuten durchchecken lässt. Ganz großes Lob :-)!



Longieren ist RICHTIG GEMACHT eine sinnvolle, bereichernde Pferdegymnastik. Ich arbeite meine Pferde viel an der Longe und Doppellonge und zwar in Geraderichtung und sinnvoller Biegung, das ist gesunde Gymnastik für Körper und Geist des Pferdes. Mein Longieren sieht so aus, dass ich ständige Tempowechsel, Zirkel-verkleinern und vergrößern, Achten, Wechsel durch den Zirkel, Schulterherein, Seitengänge etc. einbaue und so das Pferd sinnvoll gymnastiziere und geistig fördere. Das ist gesunde Gymnastik und erwiesenermaßen (vgl. Dr. Studolka / Dr. Heuschmann) NICHT schädlich für den Bewegungsapparat SONDERN sehr gesund und förderlich für Gelenke, Bänder, Sehnen, etc. Wenn Du mehr über sinnvolles Longieren (was NICHTS mit pferdeschädlichem "Ablongieren vor dem Reiten", "Dampf ablassen", "laufen lassen", etc zu tun hat) erfahren willst, möchte ich Dir das Buch "Reiten ist ganz leicht" www.alta-escuela.de ans Herz legen, sowie Babettes sinnvollen Longenkurs (www.longenkurs.de / www.wege-zum-pferd.de ).


Wenn meine Pferde zuviel Energie haben, lasse ich sie keinesfalls Toben um "Dampf abzulassen", das ist schädlich für die "kalten" Muskeln und noch nicht ausreichend "geschmierten" Gelenke. Stattdessen führe ich in Biegung und Stellung um das Pferd aufzuwärmen. Dann arbeite ich an der Longe in gaaaaaaaaanz langsamen Bewegungen, z.B. im Trab oder im Galopp. Diese langsamen Bewegungen schonen den Körper und sind viel anstrengender für die Muskeln als "Toben". Somit habe ich innerhalb von ca. 20 Minuten ein gelöstes Pferd, das in keinster Weise seinem Körper Schaden zugefügt hat und psychisch im Gleichgewicht ist, weil es Energie aufgewendet hat in Form von tragender Muskelarbeit und gleichzeitig -bei verschiedenen kreativen Übungen- geistige Arbeit geleistet hat, die zu mehr Losgelassenheit und Balance führt.

Toben können die Pferde auf der Weide, da ist genug Platz :-).



Was mir zu denken gibt ist Dein Problem mit dem Umrennen. Das ist sehr ernst zu nehmen. Ich habe mich einmal arg verletzt als ein Pferd aus dem Reitstall mich einfach in den Boden rannte. So als wäre ich nicht da, wirklich erschreckend krass! Ich hab zu langsam reagiert, bin nicht mehr zur Seite gekommen und kam ernsthaft unter die Hufe und habe mich dabei erheblich verletzt, obwohl es zum Glück noch glimpflich ausging. Dieses schreckliche Erlebnis möchte ich nicht nochmal erleben, weshalb ich auf die Sache des gegenseitigen Respekts und gegenseitigem Wahrnehmens großen Wert lege. Hier geht es wirklich um Sicherheit, denn derartige Situationen können lebensgefährlich enden.

Wenn also ein Pferd offensichtlich rempelnd in meine Richtung drängt, weise ich es zur Höflichkeit an, notfalls mit einem Gerten"zwicker" an der Brust oder Schulter. Niemals sollte man das Pferd mit der Hand an Brust/Schulter wegschieben wollen, denn das kann mit Pferdenase auf Menschennase enden und ist vermutlich wenig angenehm für zarte Menschennasen.
Ich würde an Deiner Stelle mit Gerte arbeiten. Das Pferd immer mit der Gerte sanft abstreichen, Führübungen machen, bei denen das Pferd lernt, die Gerte als "Zeiger" und "Abstandhalter" zu akzeptieren. Dann kannst Du die Gerte auch abstandhaltend einsetzen, wenn er Dich bedrängt. Durch den verlängerten Arm in Form der Gerte läufst Du nicht Gefahr, mit Deinem Gesicht in den Radius seiner Nase zu kommen.
Bitte beachte dabei, dass die Gerte wirklich vom Pferd so wahrgenommen werden soll wie Dein Arm/ Deine Hand. Keinesfalls darf das Pferd Angst haben vor der Gerte!!! Die Gerte ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Kommunikation und zum Berühren um das Körpergefühl des Pferdes in einen bestimmten Körperbereich zu lenken. Deshalb darf die Gerte vom Pferd NUR als positiv gesehen werden. Wenn ich die Gerte bei "büffeligen" Dränglerpferden "zwickend" einsetze, streiche ich danach das Pferd sanft und freundlich mit der Gerte ab. Ein solcher "Zwicker" mit der Gerte sollte immer kurz aber mit Entschlossenheit ausgeführt werden. Frei von Emotionen und negativen Gedanken. Es ist wichtig, immer positiv zu denken, freundlich zu sein und dem Pferd gegenüber liebevoll gestimmt zu sein.



Was Du über Dich und Dein Pferd R. an Tollen Dingen erzählst begeistert mich total. Ihr seid ja ein wundervolles Team und habt viel Freude miteinander. Ich freue mich mit Euch :-)))! Auch die vielen Fotos von Dir und Deiner liebenswerten Fellnase zeugen von einer freundschaftlichen, vertrauensvollen Beziehung :-).

Stichwort "Frei". Vielleicht hilft es Dir und R., wenn Ihr am durchhängenden Strick arbeitet. Sprich: so tut als wäre der Strick nicht da. Das ist am Anfang bestimmt schwierig, kann aber, denke ich, zum Erfolg führen. Lea war und ist auch so eine Freiheitsliebende :-), mittlerweile geht sie einwandfrei am lockeren Strick :-))). Das liegt daran, dass ich mich auch am Strick durch Körpersprache mit ihr verständige und den Strick selten spanne.



Besagtes Imponiergehabe im Gelände sollte natürlich nicht in Gefahr ausarten. Deshalb ist es wichtig, dass R. Deine Entscheidungen in dieser Sacher ernst nimmt und auf Dich achtet, so wie er das immer tun sollte, genauso wie Du immer gedanklich "bei ihm" sein solltest. Wann immer seine Aufmerksamkeit abschweift, solltest Du ihm zeigen dass Du auch noch da bist. Wann immer Deine Aufmerksamkeit abschweift, solltest Du Dich auf Höflichkeit und gegenseitigen Respekt besinnen und Deine Gedanken bewusst wieder ins Hier und Jetzt "holen".

Bei Lea und Smokey fördere ich Imponierverhalten, weil es gut ist fürs Selbstvertrauen :-). Allerdings bitte ich meine Pferde darum, mich an ihrer Seite nicht zu vergessen. Das klappt mit viel Achtsamkeit meinerseits recht gut :-).



Das Zerren und Ziehen, das Du weiterhin beschreibst, könnte durch sinnvolle Bodenarbeit besser werden. Wenn R. lernt, Deine Körpersprache zu respektieren, wird ziehen überflüssig. Das würde ich allerdings immer in einem geschützten (eingezäunten) Bereich üben, wo keine Gefahr für Mensch und Pferd besteht. Bei jedem Respekt und aller Achtsamkeit, die wir von den Pferden erwarten, müssen wir uns immer bewusst sein, dass als erstes WIR den Pferden mit Respekt und Achtsamkeit begegnen müssen, wenn wir wollen, dass sie sich uns respektvoll und voller Achtsamkeit anvertrauen. Derartige Beschäftigung mit dem Pferd wie ich sie verstehe, ist somit für uns Menschen stetes Achtsamkeits- und Höflichkeitstraining --- DAUERND in jedem Augenblick!

Sinnvolle Bodenarbeit würde speziell für Dich und Dein Pferd meiner Meinung nach bedeuten von allem Vorne-Ziehen (was Du ja auch beim Reiten beschreibst und auf manchen Deiner Reitbilder deutlich wird) wegzukommen und das Pferd von hinten her zu führen und zu reiten. Hinten ist der "Motor" beim Pferd, egal ob es ums Losgehen, Anhalten, Lenken, etc. geht. Der Motor hierfür ist in der Hinterhand des Pferdes --- wenn wir das Pferd also SINNVOLL und für das Pferd VERSTÄNDLICH dazu anregen wollen, in eine bestimmte Richtung und/oder in einem bestimmten Tempo zu gehen, ist HINTEN aktivieren wichtig, nicht vorne.
Besagter Buchtipp weiter oben bietet einige Anregungen zum sinnvollen Führen unter Berücksichtigung der anatomischen Gegebenheiten des Pferdes.
UND dabei vergessen wir natürlich niemals unsere positive Gesinnung gegenüber dem Pferd. Es geht nicht um das Erlernen von Techniken, es geht um respektvolle Kommunikation!



Dass Du R. frei am Strick bürstet, finde ich vorbildlich und sehr gut :-). Warum er sich manchmal nicht anfassen lässt, kann ich aus der Ferne leider nicht beurteilen. Hast Du einmal TTouches probiert. Mit diesen sehr bedachten Berührungen habe ich noch jedes Pferd "erreicht" sogar Lea genießt diese Berührungen obwohl sie ansonsten recht unnahbar ist, was Berührungen angeht. Bei Lea ist es übrigens oft so wie bei Deinem R.: erst möchte sie sich abwenden, wenn ich aber beharrlich bleibe, genießt sie nach einiger Zeit die Berührungen, lässt sich "fallen" und entspannt sich. Bei Lea liegt es evtl. daran, dass sie durch ihre Schonhaltung zu leichten Verspannungen neigt, deshalb könnten ihr die Massagen am Anfang tatsächlich etwas unangenehm sein, führen dann aber zur Entspannung. Könnte das bei R. auch der Fall sein, dass er evtl. Verspannungen hat? Hast Du mal eine/n Physiotherapeuten deswegen befragt?



Was Du über R. erzählst in Sachen Erwartung von Aufmerksamkeit und Zeit, trifft meiner Meinung nach auf ALLE Pferde zu. Nur haben es manche Pferde aufgegeben Respekt und Aufmerksamkeit von den Menschen zu erwarten.

Für mich gehört es zur Höflichkeit und Achtung vor dem Lebewesen, dass ich ihm Zeit, Ruhe und Aufmerksamkeit entgegenbringe. Das ist für mich selbstverständlich!

Ich denke für Dich auch *freu* :-))).

Dass R. der Schlüssel zu Dir selbst ist, ist -denke ich- sehr wahrscheinlich :-). Höre seine Botschaften und Du wirst viel lernen, davon bin ich überzeugt.



Ui, jetzt habe ich viel geschrieben, einfach so heraus, auf Grund des Bildes in meinem Kopf, das ich mir von Eurer Beziehung gemacht habe. Ich hoffe, ich verwirre Dich nicht mit meinen vielen Beschreibungen. Aber Du kannst Dir sicherlich vorstellen, dass es für mich nicht einfach ist, Eure Situation aus der Ferne zu beurteilen. Und von Patentrezepten halte ich nicht viel, weshalb ich wirklich versucht habe, mich in Eure Situation hinein zu versetzen. Ich hoffe, das ist mir ein bisschen gelungen und ich kann Dir einige Anregungen bieten :-).

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben weiterhin von Herzen alles Gute und viel Freude miteinander :-).

Viele liebe Grüße! Kelly

 
     
     
     
     
     
 
 
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